Nano-Spritzmittel im Weinberg?

Wirkstoffe effektiver einsetzen

Spritzmittel in der Lebensmittelherstellung sind ein kontroverses Thema. Zum einen kann die Leistung erhöht werden, womit mehr Nahrung für die Menschheit verfügbar wird. Zum anderen können uns Ackergifte krank machen und möglicherweise über Jahrzehnte oder noch länger in der Umwelt ihr Unwesen treiben.

Selbst Bio-Betriebe dürfen das ein oder andere Spritzmittel verwenden. Letztendlich wäre der Einsatz von weniger Giftstoffen für den Bio und den konventionellen Weinbau der beste Weg. Am Max-Planck-Institut für Polymerforschung wird derzeit rund um Priv.-Doz. Dr. Frederik R. Wurm an Nano-Spritzmitteln gearbeitet, um die Pilz-Erkrankung „Esca“ zu bekämpfen. Diese nistet sich im Holz vom Rebstock ein und zersetzt es über die Jahre. Damit geht der Wein zugrunde und muss neu aufgestockt werden. Junger Wein hat jedoch nicht die Qualitäten von Pflanzen, die bereits einige Jahrzehnte wurzelten. Wenn ein wertvoller alter Weinhang der Pilzkrankheit „Esca“ zum Opfer fällt, ist das besonders ärgerlich.

Nanopartikel, die vom Pilz zersetzt werden, tragen den Wirkstoff. Es wird in das Holz vom Rebstock gebohrt und eine kleine Flasche in dieses gesteckt. Die Wirkstoffe können in den Nanopartikeln vermutlich über den Wuchssaft oder auch ansonsten wandern und durchsetzen das Holz. Wenn der Pilz auf die Nanopartikel trifft, vergiftet er sich selber. Aber solange die Nanopartikel nicht vom Pilz zersetzt werden, bleibt der Wirkstoff konserviert.

Es handelt sich um Versuche, die über Jahre laufen. Derzeit wurden 100 Rebstöcke mit dem Nano-Spritzmittel geimpft, die nun über Jahre beobachtet werden. Bei einem Erfolg müssten die Forscher noch beweisen, dass höchstens geringste Mengen vom Wirkstoff in die Beeren und damit in den Wein gelangen. Auch dann müsste die bereits patentierte Technik noch zugelassen werden. Es darf von den Wirkstoffen immerhin auch keine Gefahr für den Boden, das Wasser, die Luft, die Vegetation oder die Tiere ausgehen. Da durch dieses Nano-Spritzmittel die eingesetzte Wirkstoffmenge drastisch verringert werden soll, wären hier kaum Probleme zu befürchten. Die verwendeten Wirkstoffe sind vermutlich jetzt schon für erheblich höhere Konzentrationen zugelassen. Das eigentliche Problem lautet jedoch, den Wirkstoff in das Holz zu bringen. Nur hier kann er immerhin den Pilz „Esca“ vernichten. Ohne dieses Problem wären die Forscher möglicherweise gar nicht auf die Idee gekommen, Nanotechnik zu verwenden. In wie weit sich diese Technik auf andere Pflanzen übertragen lässt, wäre die nächste Frage.

Im Erfolgsfall würde sich das Nano-Spritzmittel durch setzen, womit befallene Weinhänge behandelt werden können. Das würde dazu führen, dass der schädliche Pilz „Esca“ seltener auftritt und damit auch weniger Kraft hat, um neue Weinreben zu befallen. Als Langzeitwirkung könnte der Pilz „Esca“ mit Glück zurück gedrängt werden. Für den Weinliebhaber wäre es zumindest begrüßenswert, wenn alte Rebstöcke erhalten bleiben und nur kleine Mengen von Spritzmitteln eingesetzt werden. Alte Reben bringen weniger Ertrag, die Qualität ist hingegen überdurchschnittlich. Es sind die besonderen Tropfen in den Weinregalen, die nur zu besonderen Anlässen hervor gezogen werden.

Quelle: https://www.laborpraxis.vogel.de/wein-pflanzenschutz-per-nanotechnologie-a-718097/

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