Wildschweine räumen Weinberg ab

Bauernverband fordert Abschuss

Kurz vor der Ernte vom Cabernet blanc kamen 2017 borstige Beerenräuber und haben den ganzen Großräscher Weinberg von Winzer Andreas Wobar mit gut 800 Rebstöcken abgeräumt. Nur eine Nacht brauchten sie, um die Spätlese zu ruinieren, nicht eine Traube blieb am Stock. Die Schweineplage ist nicht neu, der Weinberg war bereits eingezäunt. Drei Tage hat Andreas Wobar wegen der Erntearbeiten auf einem anderen Hang nicht die Zäune geprüft, schon war es um den erhofften Weißwein mit dem Hauch von Birnen und tropischen Früchten bereits vor der Ernte vorbei. Inzwischen wurde der Zaun ausgebessert sowie die Rebstöcke gepflegt werden, damit es dieses Jahr klappen kann.

Wenn der Bauernverband derzeit aus Angst um die Afrikanische Schweinepest den Abschuss von 70% aller Wildschweine erlauben möchte, kommt gewiss nicht nur diesem Winzer das entgegen. Wildschweine können sich wie einige andere Wildtiere sehr schnell vermehren und bedrohen nicht allein Feldkulturen. Sie können zugleich auch Krankheiten oder Parasiten übertragen, wenn sie dicht an Stalltiere heran kommen. Kommt vielleicht auch ein Verbot der Freilandhaltung von Schweinen, wie es beim Geflügel regional auch schon ausgesprochen wurde?

800 Rebstöcke haben die Wildsäue in einer Oktobernacht abgeräumt, es muss sich um eine große Schweinerotte gehandelt haben. Aber auch andere Tiere können dem Weinberg schaden, wenn sie die frühen Knospen und frischen Triebe fressen oder später die Vögel die Beeren auf picken. In einigen Regionen müssen die Weinhänge nicht nur eingezäunt, sondern auch mit Netzen nach oben gesichert werden.

Es ist natürlich schade um den Cabernet blanc von Andreas Wobar, der gewiss zu einem sehr guten Wein für das heimische Weinregal geworden wären. Zur anderen Seite steht jedoch die Frage, ob man die Natur aus der Naturlandschaft nun raus wirft, da sie die Erträge oder Viehbestände bedroht. Auch Wildschweine oder Wildvögel haben immerhin ein Existenzrecht. Wenn jedoch die Schweinepest, die bereits Polen erreicht hat, es über Wildschweine auch schnell bis uns schaffen wird, gibt es halt kein Schnitzel mehr?

Zumindest ist Andreas Wobar qualitativ mit dem, was er ernten konnte, zufrieden. Der Solaris wurde Anfang September gelesen und kommt auf satte 99 Oechsle, er wird im Weinkeller von Schloss Proschwitz in Meißen verarbeitet. Wegen der Spätfröste und Stürme im vergangenen Jahr, die selbst die Rebstöcke mit Stamm aus stabilem Holz zur Seite wehten, wäre auch hier nicht die Masse, aber dafür um so mehr Klasse an den Rebstöcken gewesen. Den Wildschwein-Schaden könne man also weg stecken, auch wenn es einen ärgert, das ganze Jahr gute Arbeit zu leisten und dann das als Lohn vorzufinden.

Immer dann, wenn die Rebstöcke weniger Trauben durch bringen, brauchen diese sich die Kraft vom Rebstock auch mit weniger anderen Trauben teilen. Tendenziell sind solche Ernten hochwertiger und damit ist für 2017 mit gutem bis sehr gutem Wein aus dem EU-Raum zu rechnen. Heimische Weine im Weinregal haben wegen kurzer Transportwege zugleich eine bessere Ökobilanz sowie Arbeitnehmerrechte besser kontrolliert werden können.

Quelle:
https://www.lr-online.de/lausitz/senftenberg/wildsaeue-fressen-weinberg-leer_aid-7035930
http://www.deutschlandfunk.de/schweinepest-bauernverband-70-prozent-aller-wildschweine.1939.de.html?drn:news_id=838051
https://de.wikipedia.org/wiki/Afrikanische_Schweinepest

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