Wenn die Superreichen billigen Wein saufen

Sagt der Liv-ex Fine Wine 100 die Wirtschaft voraus?

Für die Superreichen gelten Millionäre nicht wirklich als reich. Millionäre besitzen vielleicht ihr eigenes Haus, fahren ein exklusives Auto und haben ein paar Aktien, Beteiligungen oder ihr eigenes mittelständiges Unternehmen. Solche Leute trinken aber keine Weine für 1000 Euro die Flasche aus Bordeaux, dem Burgund oder der Champagne. Wer hingegen für seine Villa Personal einstellt, eine eigene Yacht oder einen Privatjet unterhält, zig Millionen in Aktien oder Beteiligungen arbeiten lässt und vielleicht auch Vorstandsposten in Konzernen einnimmt, der gehört zu den Superreichen. Zum guten Ton gehört es, sich von seinem Reichtum etwas zu gönnen und auch öffentlich zu protzen. Es muss unter Geschäftsfreunden nicht bei einer Flasche Wein zu 1000 Euro am Abend bleiben.

Aufgrund der seit 1989 stetig steigenden Preise für Anlageweine hat sich 1999 in London die Liv-ex gegründet. Hier werden Weine beobachtet, die jedoch nur mit hohen Kriterien aufgenommen werden. Die Weine müssen gehandelt werden und sich bereits als Anlagewein für klimatisierte Weinregale bewährt haben. Ein sehr seltener Wein, der zwar sündhaft teuer ist, aber nicht mehr regelmäßig gehandelt wird, wird in keinem Liv-ex Index geführt. Ein Jungwein, der gerade auf den Markt kommt, kann durchaus Potenzial mitbringen, ist aber noch nicht im Liv-ex aufgeführt. Nur Weine, die sich bereits bewiesen haben, werden mit ihren mittleren Handelspreisen geführt. Die Preissteigerungen für Weine aus dem Liv-ex Fine Wine 100 oder aus anderen Liv-ex Indizes sind höher als vom Dax 30, dem S&P 500 oder beim Hang Seng. Zugleich sind diese Wein-Indizes auch stabiler in ihrem Verlauf. Die Kurse für Fine Wine brechen durchaus mit der Finanzkrise im Jahr 2008 ein, aber weniger als bei den genannten Börsen-Indizes. Der Wert von Wein wächst schon fast wie die Anlage in Holz mit positiven Jahresringen.

Wenn die Superreichen gerade ihr Geld brauchen, um sich in einer schwierigen Situation zu retten, dann trinken sie „billigen Wein“ für Flaschenpreise unter 1000 Euro. Solche Finanzprobleme würden sich die meisten Leser gewiss wünschen, dass sie pro Flasche Wein nur noch ein paar Hunderter ausgeben können.

Diese Superreichen wissen häufig schon etwas früher um die laufenden Wirtschaftsentwicklungen, der Liv-ex Fine Wine 100 stagniert seit 2017, der Liv-ex Fine Wine 1000 scheint noch auf stabilem Wachstumskurs zu sein, so die Liv-ex mit einem Blogartikel vom 03.01.2019. Der Liv-ex 1000 verzeichnete im Jahr 2018 immerhin 10% Gewinn, wohingegen der Dow Jones rund 9% einbüßte.

Es gibt die These, dass die Entwicklung vom Liv-ex Fine Wine 100 die Wirtschaftsentwicklung vorhersagt. Wenn die Superreichen billigen Wein saufen, dann halten sie ihr Geld zusammen, um sich an den Börsen zu retten, es stehen schwierige Monate oder Jahre bevor. Ab Oktober purzelte der Dow Jones mächtig in den Keller, zeitgleich ist der Liv-ex 100 leicht rückläufig. Der Handel von exklusiven Weinen an der Liv-ex hätte als Frühwarnsystem also nur dann funktioniert, wenn das stagnierende Wachstum ab 2017 schon als Alarmzeichen gelten würde. Dennoch ist es interessant, dass exklusive Weine als Wertanlage in ihrer Entwicklung zum einen lukrativer und zum anderen stabiler als Aktien sind.

Quelle:
https://www.wallstreet-online.de/nachricht/11077914-wein-entwicklung-wirtschaft-voraussagt
https://www.liv-ex.com/news-insights/indices/
https://www.liv-ex.com/2018/12/fine-wine-outperforms-equities-15-years/
https://www.liv-ex.com/2019/01/liv-ex-1000-closes-2018-10/

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