Schlechte Chancen für Online-Weinhändler
Die niederländische Genossenschaftsbank Rabobank hat sich den Markt für Online-Weinhändler angesehen und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Versandwein Start-Ups scheitern reihenweise. Am Markt setzen sich einige große Online-Weinhändler durch. Teils fusionieren Unternehmen, die ihre Ladenlokalen mit einem Onlinehandel ergänzen wollen. Es handelt sich um strategische Maßnahmen, mit denen beide Unternehmen sicherer in die Zukunft blicken können. Doch die kleinen der Branche würden zumindest in den Weiten des www sehr schnell untergehen.
Doch warum können sich kleine Online-Weinhändler nicht durchsetzen, wenn sie sich doch viel gewissenhafter um einzelne Kunden kümmern würden, als es seelenlose Konzerne könnten? Letztendlich entscheidet der Preis und es wird dabei sehr auf Versandpreise geachtet. Die Großen können ihren Wein aufgrund der Mengen nicht allein zu besseren Konditionen aushandeln. Sie bieten die bessere Auswahl, mit der viele Weinkunden alles aus einer Hand erhalten. Die vielleicht noch entscheidenderen Faktoren sind die digitale Infrastruktur und die effektivere Logistik, die sich nur die großen Online-Weinhändler leisten können. Diese stellen für die nötigen Fachrichtungen eigenes Personal ein und können teure E-Commerce Shopsysteme finanzieren oder aufwändig an die eigenen Bedürfnisse anpassen.
Die meisten Weinkäufer gehen schließlich nicht zum kleinen Weinhändler, sondern in den Supermarkt. Weswegen sollte das beim Onlinekauf von Wein anders sein? Der kleine Weinhändler hat mit seinen Weinregalen, einem Glas Wein beim Verkaufsgespräch oder der Möglichkeit, Weine gezielt zu beschaffen zwar eine ganz andere Atmosphäre. Wenn trinkbarer Wein in den Weinregalen vom Supermarkt jedoch erheblich günstiger ist und man dort ohnehin ständig einkauft, dann geht kaum einer zum Weinhändler.
Dennoch können sich auch kleine Weinhändler mit ihren Ladenlokalen halten und betreiben möglicherweise noch einen Weinversand auf Portalen für den Weinhandel, die wie Amazon aufbauen. Diese Weinhändler überleben wohl eher durch Service, Atmosphäre und Begleitangebote, als durch ihre Konkurrenzfähigkeit. Wer einmal eine Weinverkostung, ein Weinseminar oder ähnliche Leistungen beanspruchen möchte, der geht immerhin nicht in den Supermarkt. Weinhändler verdienen sich also etwas dazu, Online-Weinhändler können das weniger gut.
Der Traum vom eigenen Online-Weinhandel kann also schnell zum Alptraum werden. Die Rabobank führt an, dass kleine Start-Ups für Versandwein meistens unterfinanziert sind. Die Bekanntheit, mit der sich gute Verkaufszahlen einstellen, muss sich der Online-Weinhändler jedoch zuersteinmal verdienen. Er muss seinen Erfolg vorfinanzieren und hat dabei ein großes Risiko. Selbst die Großen fusionieren häufig aus der Not heraus, um mit mehr Marktdominanz wirtschaftlicher zu werden. Wer fast ohne Kapital seinen Online-Weinhandel oder auch ein kleines Weinlokal eröffnet, der hat also schlechte Chancen, wenn er sich seine Bekanntheit und die wertvollen Kontakte noch aufbauen muss.
Diese nüchterne Auswertung der Rabobank würde bedeuten, dass Weinkenner, die ihre Leidenschaft zum Beruf machen wollen, besser erst einmal als Nebengewerbe zum eigentlichen Job anfangen. Zudem sollte das Wein Start-Up nicht allein auf seine sorgfältig gefüllten Weinregale und ein paar rustikale Möbelstücke aus Holz setzen. Mit Serviceleistungen, die dem Wein nahestehen, kann möglicherweise mehr Geld als mit dem eigentlichen Wein verdient werden.
Quelle:
https://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Agrarwirtschaft/Online-Weinhandel-Warum-Start-ups-meist-scheitern_article1551013252.html