BigDataGrapes legt die Weinkarte an

Wenn Winzer durch Datenerfassung ihre Rebsorte wählen

Nach dem Sommer 2018 mit vermutlich zehntausenden Hitzetoten in Europa wird kaum einer noch den Klimawandel leugnen. Dieser betrifft nicht allein die Freizeitbranche, sondern vor allem die Landwirtschaft und damit auch die Winzer. Diese setzen ihre Rebstöcke direkt für einige Jahrzehnte und sind darauf angewiesen, dass diese gut gedeihen. Wegen des Klimawandels wird bereits in Skandinavien Wein angebaut wobei in südeuropäischen Regionen empfindliche Rebsorten schwinden. An dieser Stelle will BigDataGrapes ansetzen. Es werden die Klimadaten und auch Ergebnisse der angebauten Reben erhoben.

Je mehr Daten dieses EU finanzierte BigDataGrapes erhebt, um so exakter zeichnet sich das Bild ab, welche Rebsorten in welchen Lagen die besten Zukunftschancen haben. Wenn die Daten erst einmal über Jahrzehnte erhoben werden, dann sieht der Winzer zugleich, welche Rebsorte auf dem absteigenden oder aufsteigenden Ast ist oder wie intensiv ein Wein gespritzt werden muss, um seine Erträge zu bringen. Zudem kann im Laufe der Zeit geschaut werden, wie sich eine Rebsorte in Ausnahmejahren wie 2018 entwickelt.

Für den Weinkenner ist das möglicherweise belanglos, auch da er in den Weinregalen guten Wein aus Südafrika, Argentinien, Kanada oder Australien findet. Für Winzer, die ihren Wein mehrere Jahrzehnte pflegen wollen, ist BigDataGrapes möglicherweise schon in wenigen Jahren ein sehr interessanter Infopool. Doch derzeit werden die Daten nur in Griechenland, Italien und Frankreich gesammelt, sowie die Datenmassen wohl noch sehr überschaubar sind. Doch gerade in diesen Südländern Europas sind diese Daten sehr wichtig, da die ein oder andere historisch typische Rebsorte bereits zum fatalen Fehlgriff wird.

Drohnen fliegen die Weinberge ab und werten verschiedene Daten aus. Vom Boden aus können die Weinbeeren an verschiedenen Stellen auf ihre Qualität untersucht werden. Im Boden prüfen Messsonden die Feuchtigkeit und Temperatur. Mit der Ernte werden die Erträge erfasst. Wenn die Weine in Edelstahltanks ausgebaut werden, dann werden die Prozesse genau ausgewertet und analysiert. Es können selbst die Verkaufserlöse statistisch erhoben werden und ein großer Teil der Datenerfassung lässt sich in der digitalen Welt automatisieren.

Das alles hat mit der Romantik vom kleinen Weinberg, der mit viel Handarbeit gepflegt wird, nicht mehr viel zu tun. Auch der Weinkeller hat nicht mehr viel Holz, sondern Edelstahl. Die Weinflaschen werden immer häufiger verschraubt und nicht mehr verkorkt. Kenner erklären, dass Schraubverschlüsse für den Wein die besseren wären und die ganze Technik eine gleichbleibend hohe Qualität der Weine fördert.

Genau damit könnten sich die Weinkäufer eigentlich freuen, wenn bereits ab der Wahl der Rebsorte alles gemacht wird, um den Ertrag und die Qualität vom Wein zu optimieren. Beim Griff in das Weinregal wählt man nicht mit Pech einen verkorkten oder anderweitig fehlerhaften Wein. Auch die Jahrgänge einzelner Weine werden einheitlicher. Viele Weinkenner greifen allerdings schon jetzt mit gemischten Gefühlen in ihr Weinregal, da die ganze Technik den Wein berechenbar macht, das eigentliche Können der Winzer dadurch jedoch immer überflüssiger wird.

Quelle:
https://derstandard.at/2000098391710/Wie-Big-Data-Winzern-hilft-besseren-Wein-zu-produzieren?ref=rss
https://twitter.com/BigDataGrapes/status/1051778571264581633/photo/1
http://www.bigdatagrapes.eu/
http://www.bund-rvso.de/hitzesommer-klimawandel.html

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