Alte Werte, Tradition und Kulturformen sind nicht immer produktiv oder wirtschaftlich, haben häufig jedoch ihren Sinn. Somit macht es eben Sinn, für Weinländer typische Klassifizierungen wie in Deutschland „Qualitätswein“, „Kabinett“ oder „Auslese“ zu etablieren, um mit einem Blick auf das Etikett bereits etwas in Erfahrung bringen zu können. Seit jeher ist es möglich, einer schlechten Traubenernte Zucker zum Most zuzusetzen, damit dennoch mehr Alkohol entsteht. Auch hier ist es schön, wenn man mit einem Blick auf das Etikett sieht, ob solche Techniken zum Einsatz kommen. Selbst wenn nicht, können immer noch die Reste hunderter Winzer zusammen gekeltert oder nach der Kelterung vermischt werden, um einen Wein mit einheitlichem Charakter in hoher Stückzahl zu erzeugen. Auch hier rümpfen viele Liebhaber bereits die Nase. Es kommt jedoch weit schlimmer und wen wunderts, es kommt aus den USA: Es gibt nicht nur Käse ohne Milch oder bald auch Fleisch ohne Tiere was in gewisser Weise ein Fortschritt ist, es gibt auch Kunstwein ohne Weintrauben. Alkohol lässt sich praktisch auf Basis von Zucker oder Stärke erzeugen sowie diesem beliebige Farb- und Geschmackstoffe beigemengt werden können. Wenn sich Zucker oder Stärke mit geringerem Aufwand durch andere Pflanzen erzeugen lassen und der Herstellungsaufwand vermutlich sogar erheblich abnimmt, erklären sich die Tetrapak- Weinpreise.
Seit 2006 dürfen Kunstweine in der EU gehandelt werden. Sie werden vielleicht noch nicht in der EU produziert wobei sich die Frage stellen würde, ob es auf den Etiketten überhaupt vermerkt werden müsste. Kunstweine werden jedoch aus den USA und anderen Ländern importiert und gehandelt. Sie werden auch mit richtigem Wein gemischt. Kunstweine haben den Vorteil, dass sie in immer der gleichen Beschaffenheit produziert werden können und immer gleich in Geschmack, Lagerfähigkeit und Wirkung sind. Jedoch hat dieses mit traditionellen Werten wirklich soviel wie Tetrapaks zu tun. Derartige Modernisierungsschritte führen häufig zu regionaler Wirtschaftsschwäche sowie alte Traditionen teils unwiderruflich verloren gehen. Es gibt mit Kunstwein zudem nicht mehr den Reiz, dass jeder Jahrgang anders ist oder ein alter Jahrgang bald nicht mehr zu haben ist. Das Problem ist häufig nicht, dass es solche untraditionellen Industrieprodukte gibt sondern dass dieses den Etiketten immer weniger zu entnehmen ist. Vielen ist es egal, solange es billig ist aber vielen ist es ganz und gar nicht egal und sie können sich dem nicht entziehen, wenn sie nicht wirklich auf Händler des Vertrauens mit entsprechenden Preisen ausweichen. Zudem sind diese industriellen Techniken in der Regel weniger gesund als die wirkliche Natur und selbst hier stellt sich bereits die Frage, ob denn heutige Großbetriebe noch natürlich sind.