Klimawandel treibt rote Rebsorten auf deutsche Hänge

Das letzte schlechte deutsche Weinjahr war 1987 und liegt damit genau 30 Jahre zurück. Der Klimawandel ist ein allgegenwärtiger Begriff und nicht mehr wegdiskutierbar: Das Klima verändert sich! Es wird erwartet, dass die Veränderungen überwiegend schlecht sind, aber eben nicht ausschließlich. Auch deutsche Winzer profitieren, da ihre Trauben in jedem Jahr reifen und mehr Oechsle bilden. Wenn dieser Klimawandel seit vielleicht 40 Jahren langsam anläuft, so werden die Auswirkungen sich in ca. 30 Jahren für deutsche Winzer sehr deutlich einstellen. Aber schon heute werden immer mehr rote Rebsorten aufgestockt, die vor 40 Jahren nur mäßige Ernten eingefahren hätten. Ein guter Wein braucht halt Beeren, die reifen und genug Fruchtzucker entwickeln.

Gute rote Weine kamen also aus den Südländern. Wenn jetzt schon immer mehr rote Rebsorten in Deutschland aufgestockt werden und der Klimaeffekt sich erst in 30 weiteren Jahren sehr deutlich für die deutschen Winzer abzeichnen soll, dann stellt sich die folgende Frage: Wird der Riesling sich von Deutschland verabschieden, werden wir ein Rotweinland?

Zur nächsten Jahrhundertwende sollen die südeuropäischen Länder einen Temperaturanstieg von 1,5 und die nördlichen von 4° Celsius erleiden. Das ist extrem viel für die heimische Vegetation, die zum Teil nach Norden abwandern wird. In Italien, Frankreich, Spanien, Portugal oder auch Griechenland werden auf den heute guten Hängen vielleicht bald schon die Niederschläge zu knapp für gute Ertragsmengen. Selbst in Deutschland müssen sich einige Winzer bereits anpassen und begrünen die Weinhänge, damit weniger Wasser verdunstet. Sie bauen kleinere Rebstöcke an, die im Hochsommer weniger Wasser ziehen. Wie ergeht es den Winzern in Bordeaux, der Toskana oder Andalusien?

Der Mensch wird trotz Klimawandel nicht auf sein jahrtausendealtes Kulturgut, den Wein, verzichten. Wer etwas auf sich hält, der hat immer ein paar gute Flaschen im Weinregal. Es ist auch nicht der erste Klimawandel, den dieser Globus oder die Menschheit erlebt. Es wird Gewinner und Verlierer geben. Wird es im Süden zu trocken und heiß, dann wird Deutschland in 50 Jahren vielleicht wirklich ein Rotweinland sein. Unser Riesling kommt dann vielleicht aus Dänemark, Südengland und Polen.

Die Entwicklung vom Klimawandel zeichnet sich für deutsche Winzer bereits so deutlich ab, dass Rheinland-Pfalz Zuschüsse an die Winzer bewilligt, wenn diese Rebsorten aufstocken, die dem Klimawandel trotzen. Seit 30 Jahren gab es keine schlechte Weinlese mehr in Deutschland, seit 30 Jahren war jedes Weinjahr wenigstens zufriedenstellend. Dieses Jahr fällt in praktisch ganz Europa die Weinlese 14 Tage früher aus. Wer als Winzer merkt, dass sein Riesling immer mehr Oechsle bildet und die Beeren in heißen Sommerwochen Schaden nehmen, der macht keinen Fehler, wenn er beim nächsten Aufstocken auf rote Rebsorten ausweicht. In 30 Jahren kommen schwere Rotweine vielleicht nicht mehr nur aus Frankreich, sondern auch aus Süd- und Mitteldeutschland.

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