Winzer müssen sich schon jetzt anpassen
Die Tagesthemen berichteten am 23.07.2018 von der Klimaforschung der Hochschule Geisenheim für Wein. Durch den menschlichen Eingriff werden die für das Jahr 2050 erwarteten Bedingungen simuliert. Der CO²-Wert wird um 20% gesteigert. Der höhere CO²-Gehalt lässt sich auf kleiner Fläche an Tagen mit wenig Wind leicht erhöhen. Das Gas wird mit Ausströmern verteilt ausgelassen. Bei der Temperatur, anderen Niederschlägen oder dem Grundwasser ist es hingegen schwieriger. Ob und wie diese Parameter durch die Hochschule Geisenheim angepasst wurden, geht aus dem Bericht nicht hervor.
Bereits jetzt ist das Klima anders als vor Jahren. Wegen der Hitze gehen die Erntehelfer schon um sechs Uhr in den Weinberg. Die Niederschläge kommen nicht mehr so verteilt, sondern geballt. Das tut dem Weinhang und dem Wein nicht gut. Geisenheim galt einst als die nördlichste Grenze für den Anbau von Wein, es liegt sehr genau auf dem 50ten Breitengrad. Heute liegt diese nördlichste Grenze bereits am 57ten Breitengrad. Selbst in Schweden wird Wein angebaut.
Im Jahr 2014 wurde der Langzeitversuch um den „Wein aus der Zukunft“ in Geisenheim gestartet. Vorab wurden Thesen aufgestellt. Der Wein würde möglicherweise im künftigen Klima weniger Wasser verbrauchen – inzwischen sieht es bereits anders aus. Wenn wegen anderer Niederschläge weniger Wasser in den Boden einsickert und der Wein mehr Wasser braucht, muss der Winzer künftig seine Rebstöcke kurz schneiden? Mit weniger Laub ziehen sie weniger Wasser, die Erträge sinken jedoch. Mit einem anderen Wetter können auch Pilzerkrankungen oder Schädlinge größere Probleme bereiten, es wird in rund 30 Jahren in der Landwirtschaft und dem Weinbau alles anders sein.
Das Klima ändert sich seit rund 30 Jahren in einer beeindruckenden Geschwindigkeit. Wenn bedacht wird, dass der Rebstock wenigstens 25 Jahre genutzt wird, dann muss der Wein der Zukunft eigentlich heute bereits gesetzt werden. Anstelle dessen wird in Geisenheim gerade einmal geforscht, ist das vielleicht zu spät? Nein, es können in Deutschland einfach gute Rebsorten aus anderen Weinbaugebieten gesetzt werden. Weiterhin kann der Winzer seinen Weinberg anders bewirtschaften, damit das knappe Regenwasser reicht. Aber auch dann wird es häufiger Jahre mit Ausfällen wegen Hitzestress geben.
Gute Weine können auch importiert werden? Richtig, gute Weine können einfach an anderen Orten angebaut und importiert werden. Landwirtschaftliche Flächen sind aber schon heute knapp und Wein wächst gut in Steillagen oder wirtschaftlich auf kleinen Flächen, die ansonsten nicht mehr genutzt werden können. Wenn der Klimawandel weltweit zu geringeren Erträgen führt, wird sich das in jedem Fall bemerkbar machen. Wein wird etwas teurer, Fleisch wird vermutlich deutlich teurer.
Der Klimawandel kann erforscht werden, um Prognosen für das Jahr 2050 zu formulieren. Letztendlich müssen wir es jedoch abwarten. Das Klima ist zu komplex, als dass es sich punktgenau berechnen lässt. Dennoch ist es dringend notwendig, sich in der Landwirtschaft und im Weinbau auf das bereits geänderte Klima einzustellen. Deutsche Winzer sollen über Neupflanzungen gewissenhaft nachdenken und vielleicht Rebsorten aus mediterranen Lagen wählen?
Quelle: http://www.tagesschau.de/inland/weinbau-klimawandel-101.html