JEFTA – japanischer Wein im deutschen Handel?

Der Freihandel mit Japan könnte den Weinhandel beflügeln

Als der japanische Nationalwein reift Koshu ab Oktober, wenn die Taifune vorübergezogen sind. Diese Eigenschaft ist für die japanischen Weinhänge sehr wichtig, Wein wird gerne im Pergolasystem angebaut. Das Blätterdach schützt die dickschaligen Weinbeeren vor der Sonne, die Weintrauben hängen wegen dem Gewicht nach unten runter. Die Weinhänge sind in kleine Parzellen zergliedert. Typische Koshu Weine enthalten wenig Alkohol, sind sehr trocken und entfalten einen spröden, aber eher milden Geschmack. Diese Koshu Weine können eigentlich nur gut in Japan selbst erstanden werden und sind bislang in deutschen Weinregalen eine Seltenheit. Doch mit JEFTA könnte sich das möglicherweise ändern?

Die Japaner freuen sich, dass die Zölle auf Weine, die sie aus der EU importieren, fallen. Zum einen werden viele Japaner selber gerne Wein aus der EU verkosten. Zugleich werden aber importierte Weine gerne mit dem heimischen Koshu gemischt, um diesen auf dem chinesischen Markt besser verkaufen zu können. Dieser Grund würde dagegen sprechen, dass sich japanischer Koshu Wein in Europa etablieren kann. Aber eventuell wird der suchende Weinkunde doch bald im ein oder anderen Weinhandel ein paar Koshu Weine in den Weinregalen finden, da es mal etwas anderes ist.

Wenn es bei JEFTA um Wein geht, dann sind die EU-Winzer die Gewinner, die mit einem erhöhten Absatz nach Japan rechnen können. Japanische Winzer müssen hingegen die Konkurrenz fürchten, mit vielen Weinhängen können sie möglicherweise nicht wirtschaftlich mithalten.

Neben dem Wein werden auch die Zölle auf viele andere Produkte fallen oder deutlich sinken. Bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen wäre immer auch die Frage zu stellen, ob diese möglicherweise aus Regionen stammen, die durch Fukushima verstrahlt wurden. Wer japanischen Wein ersteht, der sollte also die Anbauregion prüfen oder die Flasche zur Vorsicht wieder zurück in das Weinregal legen. Bei Technikgeräten, die ohnehin aus angelieferten Rohstoffen in Industriegebieten entstehen, wäre diese strahlende Gefahr weniger zu erwarten.

Mit Freihandelsabkommen gibt es immer Gewinner und Verlierer, doch meist finden sich die Verlierer in den unteren gesellschaftlichen Ebenen, wohingegen die großen dazu gewinnen. Bei vielen Zöllen geht es wirklich darum, ungleiche Produktionsbedingungen auszugleichen. Wenn die Schweizer keine Agrargüter mit Zöllen belegen würden, dann wäre die Bewirtschaftung vieler Flächen nicht mehr wirtschaftlich möglich. Die Schweiz würde möglicherweise nicht einmal mehr die Hälfte der derzeit angebauten Lebensmittel selber produzieren. Wenn Lebensmittel jedoch weltweit ein knappes Gut sind, dann sichern diese Schutzzölle die Produktionsflächen vor dem verwildern. Genauso müssen möglicherweise viele japanische Kleinbauern nun um ihre Existenz bangen, wobei die Flächen sich für Großbauern nicht eignen.

Der kleine Verbraucher oder mittelständige Unternehmer hat die Kröten großer Entscheidungen letztendlich zu schlucken. Aber möglicherweise braucht es künftig nicht mehr einen Japanurlaub, um einen Koshu Wein zu probieren. Wer jedoch in Japan ist und sich für Wein interessiert, dem kann ein Abstecher zu japanischen Weinhängen empfohlen werden. Ganze Felder haben ein Blätterdach, unter dem es eine ganz eigene Atmosphäre hat. Es ist kein Vergleich zu einer Pergola, wie sie im Baumarkt als Bausatz aus Holz für die Terrasse erhältlich sind.

Quelle: https://chezmatze.de/2018/12/08/wein-aus-japan-der-grosse-koshu-test/
https://www.handelsblatt.com/politik/international/freihandel-diese-branchen-profitieren-vom-handelsabkommen-der-eu-mit-japan/23937420.html?ticket=ST-75263-IvCZyIFKOZ0HrddqDx6H-ap3

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