Was hat es sich mit dem Wert Oechsle auf sich?

Wer sich ein wenig mit deutschen Weinen auskennt, der weiß, dass ein hoher Oechslegehalt auf eine bessere Qualität des Weines schließen lässt. Es handelt sich in der Tat lediglich um eine Maßeinheit für die Schwebstoffe, vor allem Fruchtzucker, im Most. Dieser entsteht aus den gepressten Trauben und ist eine Lösung aus Wasser, Fruchtzucker und den weiteren Bestandteilen der Trauben. Es finden sich natürlich nicht lösliche Bestandteile in den Trauben, die Haut der Trauben oder die Kerne, die zum Einkeltern heraus gefiltert werden. Es verbleiben neben dem Fruchtzucker jedoch Vitamine, natürliche Geschacks- und Aromastoffe usw. im sogenannten Most. Je nach Rebsorte, Bodengrund, Sonneneinwirkung oder Erntezeitpunkt kann wenig oder viel Masse im Mostwasser enthalten sein. Dieses „Mostgewicht“ lässt sich messen und Oechsle ist für Deutschland, die Schweiz und Luxemburg die gebräuchliche Maßeinheit. In den Ländern von ehemals Österreich-Ungarn wird mit der Klosterneuburger Mostwaage, in Frankreich sowie Spanien mit dem Grad Baume und in Ländern mit englischer Sprache mit dem Grad Brix gemessen. Wer diese Werte umrechnen kann, kann mit allen arbeiten.

In Deutschland gelten für viele Produktgruppen Normungen. Wenn es nicht allein ein Deutscher Wein sondern ein Kabinett oder eine Auslese sind, dann kann ein Winzer diese Qualitätsstufe nur dann erreichen, wenn sein Ausgangsmaterial nicht nur speziell geerntet und verarbeitet wird, es muss zudem einen gewissen Oechslegrad aufweisen. Ein einfacher Kabinett hätte noch recht geringe Mindestanforderungen mit 73 oder in Baden mit maximal 85° Oechsle. Eine Trockenbeerenauslese müsste jedoch ein Mostgewicht von mindestens 150° Oechsle aufweisen, um als diese als deutsches Erzeugnis ausgezeichnet werden zu können. Einen so hohen Oechslegrad zu erreichen lässt sich nicht nur auf Können sondern auch auf gute Jahre zurück führen. Im Jahr 2003 konnte eine Trockenbeerenauslese einen Oechslerekord mit 331° aufstellen.

Die Gradzahl der Oechsle lässt sich in einen maximal erreichbaren Alkoholgehalt umrechnen. Wenn der gesamte Fruchtzucker vergärt, dann würde ein Most mit 80° Oechlse einen Wein mit 10,6% Alkoholgehalt ermöglichen. 150° Oechsle würden für einen Wein mit 21,5% genügen. Jedoch wird der Fruchtzucker von Bakterien in Alkohol umgewandelt und je nach Bakterienstamm sterben diese früher oder später am selbst produzierten Alkohol. Bei rund 18% Alkoholgehalt würde sich eine Grenze finden, ab der es keine geeigneten Bakterienstämme mehr geben würde. Würde man einen Most mit z.B. 200° Oechsle komplett zu Alkohol umwandeln wollen, müsste der Winzer ihn verdünnen. Dieses macht er nicht, damit die Weine neben Alkohol eine hohe Restsüße behalten und besonders teuer gehandelt werden können.

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