Der Bojenwein ist serviert

„Wellentänzer“, der erste Wein aus der Boje

Bereits letztes Jahr berichteten wir über den Winzer Fabian Sloboda, der in Österreich am Neusiedler See seine Reben stutzt. Er hat die Idee verwirklicht, eine schwimmende Boje für den Ausbau vom Bojenwein zu entwickeln. Am 11.11.2017 war es am Martinstag um 11.11 Uhr soweit, die Schwimmboje mit 600 Litern Fassungsvermögen wurde in das Wasser gelassen. Um Ostern wurde sie bereits wieder aus dem Wasser entnommen, eine erste Weinprobe mit kundigen Gastronomen fand statt. Immerhin stand im Weinkeller der Rest vom Grauburgunder, womit man die Unterschiede noch eindrucksvoller erkennen und vor allem schmecken kann. Damit erhielt der Wellentänzer von der wohlwollenden Jury direkt die Höchstnote. Farblich entspricht er schon einmal dem Grauburgunder, unterscheidet sich jedoch geschmacklich signifikant zur Kontrollprobe. Jetzt geht es jedoch weiter, da Proben vom „Wellentänzer“ und dem Kontrollwein analysiert werden.

Der Wein in der Boje ist von November bis April sehr stabilen Temperaturen mit etwas über 0° Celsius ausgesetzt und ständig etwas in Bewegung. Das nimmt signifikant auf den werdenden Wein Einfluss und spiegelt sich im Geschmack und im gesamten Genusserlebnis wieder. Wer in den Genuss kommen möchte, muss vermutlich seine Kontakte spielen lassen, bei gerade einmal 600 Litern ist fraglich, ob überhaupt etwas in den gewöhnlichen Handel kommt.

Wein ist vielfältig, das liegt nicht allein an den Rebsorten, es liegt auch an der weiteren Verarbeitung. Ob die Trauben oder nur die Beeren reifen, ob das Fass aus Edelstahl oder Holz ist und viele weitere Faktoren machen den entscheidenden Unterschied. Darum schmeckt sogar jeder Jahrgang vom gleichen Hang anders und hat seine eigenen Qualitäten. Wer den Wein liebt, der hat seine Bezugsquellen und hat immer ein paar ausgesuchte Tropfen im Weinregal. Möglicherweise wird der Bojenwein irgendwann zu den typischen Weinen gehören? Wegen dem Aufwand hätten die Kunden gewiss einen merklichen Aufschlag für den Bojenwein zu zahlen, womit diese Ausbautechnik eher für exklusive Tropfen in Frage kommt. Die Bojen sind zum einen aufwändig in der Herstellung und können zum anderen beim Wellengang oder im Eis Schaden nehmen. Vermutlich handelt es sich bei Fabian Sloboda nur um eine experimentelle Spielerei, aber so hat schon vieles angefangen.

Guter Wein ist im Handel reichlich erhältlich. Aber dem ein oder anderen geht es gewiss wie Fabian Sloboda, dass er Wein auch wegen seiner Vielfältigkeit und seiner Geschichte liebt. Die nachwachsende Weintrinker-Generation unterscheidet sich damit, dass Wein schon beim Kaufen Spaß machen muss. Das Weinmarketing erlebt derzeit eine Renaissance, der Bojenwein „Wellentänzer“ darf deswegen nicht fehlen. Genau aus diesen Gründen erleben derzeit auch die in der Antike und im Mittelalter gängigen Amporenweine ein Comeback. Denn auch Tongefäße geben ihren Charakter an den Wein. Wer bislang nur in Supermärkten kauft, der verpasst viel. Ein hiesiger und alteingesessener Weinhändler wird einem die Welt zum vielfältigen Kulturgetränk gerne öffnen, die eigenen Weinregale können zum persönlichen Schatz werden.

Quelle: http://www.bvz.at/neusiedl/podersdorf-feierliche-wein-verkostung-nach-144-tagen-auf-hoher-see-weinlese-verkostung-fabian-sloboda/87.635.012

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