1000 Dollar die Flasche
New York ist die Stadt, in der die vermutlich noch lange bedeutendste Börse ihren Sitz hat, die Wall Street. Hier gibt es richtig viele Menschen, die richtig viel Geld haben und auch ausgeben. Platz ist hingegen sehr knapp, warum nicht die Hausdächer nutzen? Nicht nur Solaranlagen oder Antennen können auf Dächern stehen, auch Wein gedeiht hier. Devin Shomaker ist nun der erste, der in New York kommerziell Wein anbaut, ganze 300 Flaschen sollen es werden. Der Wein kommt einem intensiven Bordeaux nahe, Brooklyn wäre die Region in New York, die für Reben die besten klimatischen Bedingungen aufweist. Wegen dem knappen Platz müssen eben geeignete Hausdächer gefunden werden. Die Rebstöcke stehen in Erdtonnen, hier kann Devin Shomaker die Erdmischung selber abpassen. Trockenheit muss der Wein nicht fürchten, wenn der Mensch rechtzeitig gießt. Bei Sturm könnte man die Tonnen glatt noch in eine geschützte Stelle bringen.
Der wirkliche Weinkenner sieht schnell, dass es eine interessante Marketing-Idee ist, er für diesen Wein ansonsten aber kaum 1000 Dollar die Flasche hin legen würde. Bei 300 Flaschen wird jedoch keine in den Weinregalen verschimmeln, da es Wein aus Brooklyn ist und genug Menschen sich direkt in New York diesen Spaß leisten können. Aber auch die Idee ist gut, wenn vorhandene Flächen genutzt werden. Ob für Freizeit, einen Kräutergarten oder eigene Reben. Viele machen das bereits, solange die Dächer sich eignen. Kommerzieller Rebanbau auf Hausdächern ist aber zumindest in New York eine Neuheit.
Beim Wein von Großstadtdächern stellt sich jedoch eine Frage: Was ist mit der Luftverschmutzung? New York wird mit dem Seeklima gewiss nicht die schlechteste Luft haben. „Teurer“ Rebsaft aus Mexiko City müsste hingegen gewiss kostenpflichtig auf der Sondermüllkippe entsorgt werden oder käme einem sonst noch teurer zu stehen.
Genau wegen der Luftqualität ist es sogar sehr gut, wenn möglichst viel Grün in den Städten wächst, da dieses Schmutz fest hält, den wir nicht mehr einatmen. Auch einige Zimmerpflanzen können die Raumluft verbessern. Wenn es jedoch Pflanzen sind, die später als Tee, Wein oder Lebensmittel verwendet werden, bringt das bei verschiedenen Gewächsen sehr hohe Belastungen mit. Die Pflanzen haben unterschiedliche Filterleistungen. Es wird schon in verschiedenen Städten wie Stuttgart experimentiert, mit Mooswänden Feinstaub aus der Luft zu binden. Mooswände wären besonders effizient.
Weinbeeren leiden z.B. unter hoher Rauchentwicklung bei nahen Waldbränden und sind für die Produktion von Wein kaum noch zu gebrauchen. Der Geschmack ist ruiniert, wobei der Rauch von brennendem Holz im späteren Wein nicht einmal giftig wäre.
Wird auf den Dächern von Brooklyn Wein angebaut, von dem eine Flasche 1000 Dollar kosten wird, dann muss in jedem Fall etwas geboten werden. Ob das Konzept aufgeht, wird sich zeigen, wenn erste Kritiken im Internet erscheinen. Oder man legt das Geld bei nächsten New York Besuch auf den Tisch und schreibt solch eine Kritik?
Quelle: http://de.euronews.com/2018/06/29/new-yorker-bauen-wein-auf-den-dachern-brooklyns-an