Amphorenwein

Im alten Rom wurde Wein nicht nur in Amphoren transportiert und gelagert, er wurde auch in diesen aus den Beeren hergestellt. Diese ursprüngliche Technik des Kelterns geht jedoch auf eine siebentausendjährige Tradition aus dem Heimatland des Weines zurück: In Georgien wurde vermutlich durch Zufall entdeckt, dass die Weintrauben gären, um anschließend festzustellen, dass sie unter Sauerstoffabschluss und kontrollierten Bedingungen besser gären.

Der Rebsaft war und ist nicht nur wegen dem Alkohol, sondern auch dem Geschmack beliebt. In den letzten Jahrhunderten ging man in weiten Regionen zum Eichenfass für das Keltern und Lagern von Wein über, in den letzten Jahrzehnten auf klimatisierte Edelstahltanks. Die Temperaturen lassen sich exakt halten, die Gärung kann kontrolliert eingeleitet und schlagartig abgebrochen werden, für den Holzgeschmack werden Holzschnipsel verwendet und und und. Mit den gleichen Trauben kann immer der exakt gleiche Wein gekeltert werden. Selbst mit etwas verschiedenen Trauben kann praktisch der identische Wein entstehen. Der Winzer schaut heute also ebenfalls auf seinen Monitor, liest die Werte ab und tippt ein paar Tasten, wie es auch anderswo in der Landwirtschaft ist.

Solch ein Wein ist keine Kunst, er ist ein künstliches Erzeugnis. Immer mehr Menschen wollen aber genau das Gegenteil und wieder mit jedem Jahrgang oder jeder anderen Anbauregion einen anderen Wein schmecken. Am besten muss jede Flasche aus dem Weinregal anders sein. Deswegen lebt der uralte Trend der Amphorenkelterung wieder auf. Die riesigen Tongefäße können mehrere Meter hoch sein und werden mit Olivenöl gegen die Luft versiegelt. Das bedeutet, dass die Weinbeeren, die zuvor von den Trauben entfernt werden, ohne äußere Sauerstoffwirkung reifen. Die Weinbeeren vergären spontan und bleiben einige Monate auf der Maische, der Wein ist direkt trinkreif.

Wenn diese Amphoren im Boden eingelassen werden, greifen die äußeren klimatischen Bedingungen dennoch und nicht jede Amphore wird gelingen. Das war einst schon im alten Rom bei den kleinen TransportAmphoren ein Problem, dass in einigen der Inhalt schneller alterte oder zumindest der Geschmack ruiniert war.

In Portugal hat die Kelterung in Amphoren seit ca. 2500 Jahren eine Tradition, die nur für wenige Jahrzehnte zugunsten der künstlichen Weine unterbrochen, aber nicht vergessen wurde. In großen unterirdischen Gewölbehallen stehen die Amphoren perfekt klimatisiert, womit der begabte Kellermeister ein sehr geringes Risiko hat, dass sein Wein in der Amphore kippt. Kenner erklären, dass diese Amphorenweine sehr fruchtig sind, aber auf andere Weise. Der Fruchtgeschmack ist weniger intensiv, der Wein hat mehr Säure und auf dem Abgang eine leichte Bitternote. Es wäre eine ganz eigene Klasse von Wein.

Es gab in Portugal zum Glück noch viele Amphoren, die zum Großteil im 18ten und 19ten Jahrhundert angefertigt wurden. Wie genau, dass wisse man nicht mehr. Wenn der Trend zum Amphorenwein sich fortsetzt, könnte er schnell knapp am Markt werden. In jedem Fall bietet Amphorenwein in den eigenen Weinregalen Abwechslung.

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