Alternde Weintrinker – Absatzeinbruch

Die jungen Leute trinken weniger Wein

Jede Generation hat ihre Zeit und ihre Trends – jede junge Generation ist irgendwann einmal alt. Die demografische Überalterung in Deutschland wird allen als Begriff bekannt sein: Kurz nach dem Krieg setzte ein Babyboom ein, der sich dann wieder normalisierte. Diese Babyboomer gehen jetzt alle auf die Rente zu oder sind bereits in Rente. Dank wachsender Produktivität wird gewiss keiner verhungern müssen – so schlimm wird es gewiss nicht. Dennoch steht Deutschland und auch die deutsche Weinbranche einer schwierigen Situation gegenüber.

Warum ist die demografische Überalterung für deutsche Winzer bedenklich? Die ältere Generation trinkt pro Kopf mehr Wein, als die jüngere. Aber im hohen Alter trinkt jeder nur noch die Hälfte oder sogar noch weniger. Irgendwann macht sich das Alter immerhin bemerkbar. Das bedeutet, dass die jüngeren Deutschen mithilfe der Einwanderer diese Mengen kompensieren müssten, damit der Verbrauch stabil bleibt. Das ist allerdings nicht der Fall. Der Marktforscher GfK hat 30.000 Haushalte befragt und schätzt, dass der Absatz von Wein in Deutschland allein im Jahr 2017 um satte 5% eingebrochen ist. Als Grund wurde diese demografische Überalterung genannt.

Es gibt für den deutschen Wein allerdings auch positive Zahlen: Der Export stieg um rund 7%. Wenn die Deutschen zum heimischen Wein noch einmal genauso viel Wein importieren und nur zwischen 10 bis 15% von ihrem eigenen Wein exportieren, dann müsste man künftig entweder die Weinbauflächen mit rund 100.000 Hektar oder die Importe reduzieren. Ansonsten wird bei anhaltend schwacher Binnennachfrage eine deutsche Weinschwemme einsetzen.

Alternativ könnten die Winzer auch die Qualität ihrer Weine durch gesteigertes Ausgeizen der Rebstöcke steigern. Die Erntemenge würde fallen, der Wein wäre hingegen hochwertiger. Würden deutsche Weintrinker denn höhere Preise zahlen oder auf günstigen Import ausweichen? Wenn ein großer Teil vom Wein in Deutschland von der älteren Generation verbraucht wird und diese über Minirenten klagen kann, dann werden viele Weintrinker den Weinpreis sehr genau beobachten.

Eines sollten die deutschen Weintrinker mit ihren heimischen Weinen in den allermeisten Fällen nicht machen: Sie sollen sie nicht in ihren Weinregalen über Jahrzehnte verstauben lassen. Kaum ein deutscher Wein ist auf lange Lagerfähigkeit ausgelegt. Es ist üblich, dass ein im gewöhnlichen Handel erhältlicher Wein trinkreif ist und nur über kurze Zeit im heimischen Weinregal ruhen soll.

Nicht allein in Deutschland wird die Weinbranche zu kämpfen haben. Auch in Frankreich oder Italien ist der Weinabsatz insgesamt rückläufig. Es liegt nicht allein an einer demografischen Überalterung, es liegt zu einem guten Teil auch an anderen Lebensgewohnheiten. Die junge Generation achtet intensiver auf einen gesunden Lebenswandel – viele trinken dafür auch etwas weniger oder keinen Alkohol. Ein weiterer Grund kann natürlich darin bestehen, dass mit neuen Trends andere Alkoholika bevorzugt werden. In jedem Fall wird der rückläufige Weinabsatz dadurch, dass er in mehreren einwohnerstarken Ländern zu beobachten ist, für die Weinbranche als Gesamtes noch sehr interessant sein.

Quelle:

https://www.n-tv.de/wirtschaft/Winzern-sterben-die-Weintrinker-weg-article20324103.html

https://www.welt.de/regionales/nrw/article174275221/Demografischer-Wandel-macht-der-Weinbranche-zu-schaffen.html

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/wein-demografischer-wandel-101.html

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