Ist ein bischen Trinken doch gesund?
Wir leben heute viel bewusster, als noch vor 100 Jahren, da wir uns dank unserer Bildung, der Forschung und der Medienvielfalt ganz anders mit uns und der Welt auseinander setzen können. Wir werden viel älter, als vor hunderten Jahren. Die moderne Medizin und ein gesunder Lebenswandel machen es möglich. Gesunder Lebenswandel? Richtig: Gesund essen, das Idealgewicht anstreben, nicht rauchen, keinen Alkohol, Sport treiben und Stress vermeiden. Wer neben der Arbeit noch Sport treibt und auf den Wein zum Abend verzichtet, der ist doch erst recht gestresst?
Es gibt zwei Möglichkeiten, etwas heraus zu finden: Es wird Forschung betrieben oder es werden Erhebungen gemacht. Weiterhin gibt es zu fast jeder Studie eine andere, die das genaue Gegenteil aussagt. Deswegen wird noch immer darum gestritten, ob das Glas Rotwein am Abend einigen Herzleiden entgegen wirkt. Was wäre denn, wenn einfach ältere Menschen beobachtet werden, um zu sehen, welche Lebensweise sich länger behauptet? Mit der 1981 in Kalifornien ins Leben gerufenen Leisure World Cohort Study wurde ab 2003 mit der 90+ Studie genau dieser Ansatz verfolgt: Unabhängig zur Forschung wird hier einfach beobachtet, ob moderater Alkoholkonsum, Sport oder etwas Übergewicht sich signifikant auf das Lebensalter auswirken.
Wie schon oft zuvor überraschen die Ergebnisse, da sie das genaue Gegenteil von dem aussagen, was vielfach in der Forschung vermutet wird. Der regelmäßige Konsum geringer Mengen Alkohol müsste laut dieser 90+ Studie als Gesund ausgelegt werden. Diese Gruppe aus den 1600 beobachteten Senioren hatte eine höhere Chance, sehr alt zu werden, als die „Sportler“. Sport steigert natürlich ebenfalls die Lebenserwartung, aber nicht so intensiv wie moderater Alkoholgenuss. Mit etwas gutem Wein überlebt man selbst die Abstinenzler.
Auch etwas Übergewicht ab dem 70ten Lebensjahr steigert die Chance, den hundertsten Geburtstag feiern zu können. Wurde über viele Jahre das Idealgewicht als Gesundheitsziel angeraten, so gibt es inzwischen nicht nur die 90+ Studie, die etwas Übergewicht für gesünder erklärt. In freier Wildbahn kommen die kräftigen Exemplare immerhin auch am weitesten.
Für den normalen Weintrinker, der gerne zum Abend einen guten Wein aus dem Weinregal zieht und zum Essen oder zum Entspannen trinkt, sind das gewiss erfreuliche Nachrichten. Wohlbemerkt wäre allerhöchstens der moderate Konsum von Alkohol förderlich. Altenpfleger oder Ärzte in Pflegeeinrichtungen erklären nämlich, dass der körperliche und geistige Verfall besonders bei denen auffällt, die im Leben ständig viel zu viel Alkohol getrunken haben. Auch hier handelt es sich nicht um Forschung, sondern um eine persönliche „Erhebung“ dieser Personen.
Es gibt nicht wenige, bei deren Lebenswandel sich die Angehörigen über ihr hohes Alter wundern. Das eine oder auch zweite Glas Wein am Abend wäre also ok. Wer jedoch ständig die zweite Flasche aus dem Weinregal zieht, darf sich im Alter über gewisse Defizite nicht wundern.
Quelle:
https://www.blick.ch/news/ausland/neue-studie-trinker-und-uebergewichtige-leben-laenger-id8015169.html#community_article_comments_default_8015169