Wein aus der Boje

Der Seegang soll das gewisse Extra bringen

Ein guter Portwein hatte früher auch durch den Transportweg über die See seine Qualität: Mit dem Seegang ist einfach alles in Bewegung und kann damit auf den Reifeprozess vom Wein Einfluss nehmen. Dieser Gedanke wird nun vom Weingut Sloboda in Podersdorf am Neusiedler See an der Grenze von Österreich nach Ungarn aufgegriffen. Ob es eine Idee am späten Abend war oder eine geschickte Marketingstrategie, in jedem Fall gibt es bald den ersten Wein aus der Boje.

Es wurde eigens eine doppelwandige Boje aus Edelstahl hergestellt, die 600 Liter Wein fasst und wegen der Luft in der Zwischenwand Auftrieb bildet. Es kommt kein Licht an den teuren Wein, aber die Temperatur vom Neusiedler See. Genau am Martinstag, dem 11.11.2017 wurde die Boje um 11.11 Uhr in den Neusiedler See gelegt und soll hier bis Ostern ruhen. Der seichte Wellengang soll die Boje immer in Bewegung halten und damit zur Weinreifung beitragen. Befüllt wurde die Boje mit Grauburgunder. Sollte es bei starkem Frost zur Bildung einer Eisdecke kommen, will man dieser mit der Motorsäge Einhalt gebieten. Das Eis würde sonst immerhin die Boje zerdrücken. Wenn es wirklich lange Zeit tiefen Frost hat, dann friert es und bei der teuren Boje wird man gewiss ein achtsames Auge auf diese werfen.

600 Liter guter Wein müsste der Weinliebhaber erst einmal in seinem Weinregal unterbringen können und würde gewiss nicht nur eine Weinsorte wählen. Für ein Weingut sind das aber nur ein paar Liter, möglicherweise ein paar Testliter. Je nach Qualität vom Spätburgunder wird die nächste Boje vielleicht schon ganz anders konzipiert? Vielleicht gibt es in einigen Jahren hunderte solcher Schwimmbojen, da der Wein aus der Boje die neue „Weinklasse“ wird? Einige Faktoren sprechen immerhin für die Idee: Von November bis April sind die Klimawerte über die Jahre mehr oder weniger stabil. So nimmt der Spätburgunder in der Boje weniger die Temperaturschwankungen der Luft als die Wassertemperatur an. Auch wenn die oberste Wasserschicht im Jahresverlauf deutlichen Schwankungen unterliegt, so wird sie in dieser Jahreshälfte mit hoher Wahrscheinlichkeit bei knapp über 0° Celsius liegen, wobei mit einem extrem kalten und langem Winter vielleicht selbst der Spätburgunder trotz des Alkoholgehalts zufrieren würde? Dann müsste es wirklich schon sehr kalt werden, der Gefrierpunkt für reinen Ethanol liegt bei unter -114,1 °Celsius und für Wein damit gewiss auch einige Grade unter 0.

In jedem Fall dürfen Weinkenner gespannt sein und sollten sich rechtzeitig ein oder zwei Flaschen reservieren. 600 Liter sind für ein Weingut immerhin nur ein paar Tropfen. Die Region ist natürlich auch eine Urlaubsreise wert, um vielleicht bei den Ersten zu sein, die diesen Wein aus der Boje bewerten können. Möglicherweise werden dann auch ein paar Flaschen mehr erstanden, um die heimischen Weinregale damit zu füllen.

Quelle: http://burgenland.orf.at/news/stories/2877601/

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