Riesling bald auf Platz 1 in Baden Württemberg?
Der Trollinger wird in Baden Württemberg gerne auch als eine Art Nationalgetränk gesehen, unter den Rebsorten nimmt er den ersten Platz ein. Die Anbauflächen sind jedoch rückläufig, schon bald könnte der Riesling den ersten Platz in Baden Württemberg machen. Das hat verschiedene Gründe, zu denen auch die höheren Ansprüche der heutigen Weintrinker gehören. Der Trollinger kann durchaus bis zum doppelten Ertrag im Vergleich zu anderen Rebsorten bringen. Dafür verlangt er jedoch zugleich nach den besten Lagen und viel Pflege. Wer die Rebstöcke nicht ausgeizt und wirklich so viel Masse holt, der hat ganz automatisch hohe qualitative Einbußen. Der Alkoholgehalt liegt eher bei 10 als bei 12%, der Rotwein ist so blass, dass es schon ein Rose sein könnte und geschmacklich ist Trollinger eher ein guter Schankwein als ein erlesener Tropfen.
Wer den Trollinger im Frühjahr ordentlich ausgeizt und wirklich auf dem richtigen Hang die entscheidende Pflege einbringt, der kann auch mit dem Trollinger einen guten Wein keltern. Der Wein entfaltet einen feinblumigen Duft. Geschmacklich kann mitunter eine feine Muskatnote oder ein Wildkirsch- oder Johannisbeeraroma auftreten. Trollinger kann gut zum Geflügel, leichtem Käse oder auch zur Brotzeit getrunken werden. Vielfach geht es aber darum, an einem geselligen Abend einen über den Durst zu heben.
Will der Winzer viel Ertrag, dann macht es Sinn, dem Trollinger die besten Lagen zu geben. Wer es jedoch auf hochwertige Weine abgesehen hat, oder auch für sein Weinregal lagerfähigen Wein sucht, der wird eher andere Rebsorten aufstocken. Der Trend geht zu feinem Wein, da viele Weintrinker weniger Wein verkostet und somit höheren Wert auf das Geschmackserlebnis legen. Zugleich geht die Nachfrage etwas vom roten hin zum weißen Wein.
Mit den hohen Erträgen hat Trollinger zugleich auch große Beeren. Das Tannin oder andere Stoffe, die für den Geschmack ausschlaggebend sind, befinden sich jedoch in der Schale. Kleinbeerige Rebsorten mit dickerer Schale bieten also mehr Geschmack, als der Trollinger. Zugleich hat diese Rebsorte so hohe Ansprüche an den Hang und den Winzer, dass sie sich in Deutschland nur in Baden Württemberg durchsetzen konnte. Hier liegen über 90 oder über 95% der Anbauflächen. Wäre es nicht der „Nationalwein“, hätten viele Winzer vermutlich schon vor Jahren alte Trollinger-Rebstöcke durch andere Rebsorten wie den Riesling, Spätburgunder oder Lemberger ausgetauscht.
Man muss den Trollinger natürlich nicht schlechter machen, als er ist. Geht es um durchzechte Abende, dann ist diese Rebsorte genau richtig. Es ist immer auch eine Frage vom Geschmack und dem Anlass, welcher Wein aus dem Weinregal gezogen wird. Es kommt aber auch auf den Kellermeister an. Wenn die Beeren noch im großen Holz und nicht im Edelstahl reifen dürfen und auf das Schwefeln verzichtet wird, gewinnt der Trollinger an Qualität.