Das Deutsche Weininstitut vermeldete bereits Anfang Oktober, dass die Erntemenge um 18% schwächer als im Vorjahr ausfällt und auf 7,5 Millionen Hektoliter geschätzt wird. Die internationale Weinorganisation OIV schätzt hingegen, dass die deutsche Produktion bei 8,1 Millionen Hektoliter liegen wird. Auch in anderen Ländern sind die Einbußen enorm. So haben die führenden Schwergewichte Italien, Frankreich und Spanien Einbußen von 23, 19 und 15%. Auch wenn die Erträge in Portugal, Rumänien, Österreich, Ungarn, Australien und Argentinien ihre Produktion hoch fahren konnten, so ist die weltweite Erntemenge für 2017 mit 246,7 Millionen Hektoliter um ca. 8% schwächer als im Vorjahr.
Für die Weintrinker und Weinkenner ist das jedoch kein Beinbruch, da viele Weinkeller aus den Vorjahren noch gut gefüllt sind. In den letzten Jahren konnte sogar eine Überproduktion verbucht werden, die ohnehin einen Ausgleich braucht. Weiterhin ist die knappere Ernte in vielen Weinregionen ausgleichend von besserer Qualität. Das kann dazu führen, dass dieser Jahrgang noch in Jahren oder sogar Jahrzehnten das Glänzen in die Augen des ein oder anderen Weinliebhabers bringt. Viele werden deswegen nicht in das leere Weinregal blicken, sondern den ein oder anderen Wein kaufen und in die eigenen Weinregale einsortieren.
Dort, wo dieses Jahr die Erträge schwächer waren, könnten die kommenden Jahre in Quantität oder auch Qualität gewinnen. Wenn die Rebstöcke weniger Nährstoffe aus dem Boden zogen und dieser etwas erholter und gesättigter in das nächste Jahr startet, wird das dem Jahrgang 2018 und 2019 immerhin zugute kommen. Viele Winzer, die wegen der Trockenheit Ausfälle hatten, überlegen bereits über Anpassungen im Rebanbau, mit dem die Wurzeln auch in den trockenen Wochen Wasser aus dem Boden ziehen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen können die Rebstöcke einmal massiv zurück gestutzt werden, um zugleich im Frühjahr intensiver auszugeizen. Wenn weniger Grün- und Beerenmasse das Wasser aus dem Boden zieht, hält es länger vor. Zum anderen gibt es Möglichkeiten, den Boden nicht nackt liegen zu lassen, sondern durch bestimmte Pflanzen oder andere Maßnahmen gegen die Verdunstung zu versiegeln. Pflanzen ziehen immer auch Wasser aus dem Boden. Wenn diese nur oberflächlich wurzeln, halten sie den Boden zuerst oberflächlich locker und feucht, womit der Regen am Hang schneller einzieht und nicht abläuft. Zum anderen vertrocknet der „Gründünger“ in der heißen Zeit einfach und ist kein Konkurrent für die Rebstöcke.
Wer als Winzer nur noch die Hälfte von der Fläche holt, kommt besser über trockene Sommerwochen und kann vielleicht doppelte Preise kalkulieren? In jedem Fall wird es für die 2017 durch Trockenheit betroffenen Weinhänge nicht der letzte trockene Sommer gewesen sein. Mit dem Klimawandel wird der Süden Europas verlieren, womit jetzt schon Rebstöcke in Regionen wie Ostdeutschland, England oder Dänemark aufgestockt werden, wo sich davon vor 20 Jahren noch keiner einen guten Wein versprochen hätte.