Wein – Wachstumsmarkt China

Aufsteigender Mittelstand

China ist nicht allein das Land mit den meisten Milliardären, 2017 waren es bereits um 650. Es ist zugleich das Land mit dem aufstrebenden Mittelstand. Immer mehr Menschen haben Kaufkraft und gönnen sich etwas. Wer hart arbeitet, der möchte auch mal schöne Momente im Leben genießen, gute Weine dürfen nicht fehlen. Laut dem deutschen Sommelier Frank Kämmer, der seit sechs Jahren schwerpunktmäßig in China in beratender Funktion für ein Weingut mit 24.000 ha tätigt ist, setzen die Chinesen auf roten Wein. Die Chinesen legen traditionell sehr großen Wert auf die Gesundheit. Gutem Rotwein werden nicht allein positive Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem nachgesagt. Deswegen wird zu 90% roter Wein nachgefragt. Weiterhin wären die Dimensionen bei fast 1,4 Mrd. Menschen ganz andere, bei denen deutsche Betriebe nicht mehr interessant sind, diese liefern nicht die nötigen Mengen. Trinkt der Deutsche im Schnitt 24 Liter Wein im Jahr, so liegt der Chinese derzeit bei 1,5 Liter. Das sind lediglich zwei Flaschen Wein. Dabei wird dieses Getränk in China gerade entdeckt sowie guter Wein auch gut bezahlt wird. Demnach verzeichnet Australien als eines der großen Exportländer für Wein seit Jahren Exportwachstum – die Nachfrage aus China treibt diesen Trend weiter an.

Während in den USA, in der EU oder auch anderen industrialisierten Ländern immer mehr Menschen Kaufkraft einbüßen und der Mittelstand dahin schmilzt, so können sich in China immer mehr Menschen vom Boden abheben. Das spiegelt sich unmittelbar im Konsumverhalten nieder. Demnach darf der Liter Wein dem Deutschen im Supermarkt drei Euro im Schnitt kosten, so die Studien vom GfK. Zeitgleich kaufen wohlhabende Chinesen in Bordeaux große Weinhänge, um sich exklusive Weine für den Import zu sichern.

Wein ersetzt immer häufiger den traditionellen Reisschnaps. In China befindet sich bereits jetzt die zweitgrößte Anbaufläche für Wein. Wenn der Pro-Kopf-Verbrauch weiter steigt, wird China für Wein über viele Jahre zum Wachstumsmarkt.

Auch deutsche Winzer exportieren nach China, sind jedoch eher in Nischen aufgestellt, da sie vielfach weiße Weine bieten und nicht die geforderten Mengen zusammen bringen. Es müssten sich bereits viele Winzer einer Weinregion zusammen schließen, um gemeinsam ein oder zwei Weine zu keltern, die dann für chinesische Maßstäbe interessant werden, sonst bleibt deutscher Wein in China vermutlich im Schatten stehen. In Kalifornien, Kanada, Australien oder anderen sehr guten Weinländern entsprechen die Weingüter schon eher den chinesischen Vorstellungen.

Sollten die Chinesen irgendwann auch nur in die Nähe vom deutschen Pro-Kopf-Verbrauch für Wein landen, würden sie die Märkte leer kaufen und viele Winzer müssten auf Masse statt Klasse setzen. So weit wird es vermutlich nicht kommen, auch guter Wein soll bezahlbar bleiben. Wer alte Tropfen liebt, der kauft zur Vorsicht vielleicht doch bereits einige Weinregale, um diese mit Jungweinen zu füllen, die alt werden können?

Quelle: https://www.schweizerbauer.ch/vermischtes/allerlei/aus-wein-boomt-in-china-41782.html
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.interview-mit-sommelier-frank-kaemmer-in-china-trinken-sie-wein-auf-ex.785e3627-8083-4702-8417-5941c889a3e4.html

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