Nicht die Masse macht die Klasse
Auf einigen Weinflaschen wird „Alte Reben“ vermerkt, um die Besonderheit vom Wein hervorzuheben. Da die Rebstöcke in der kalten Jahreszeit stark zurück geschnitten werden, gibt es immer mehr Wunden am Holz, womit der Saftfluss an Kraft verliert. Mit dem Alter der Rebstöcke nimmt also der Ertrag ab, die Wurzeln erreichen jedoch die gleiche Tiefe wie zuvor. Mit dem Wurzelstock kann also weiterhin die gleiche Menge an Mineralstoffen aufgenommen werden, wie zuvor. Alte Reben stecken qualitativ das Gleiche in die Beeren, womit diese bei geringerer Menge von besserer Qualität sind.
Beeren von alten Reben haben also das gewisse Etwas, um einen besonders guten Wein hervor zu bringen, den man gerne zu besonderen Anlässen aus dem Weinregal zieht. Es ist durchaus auch vom Boden, von der Rebsorte, Starkfrösten, der Reblaus oder anderen Faktoren abhängig, wie alt der Rebstock wird oder werden kann. Demnach wären die ältesten Reben, die sich in Slowenien und Südtirol befinden, über 400 Jahre alt. Die älteste deutsche Rebe ist ein fast 400 Jahre alter Gewürztraminer, der sich im ältesten Weinberg Deutschlands in Rhodt unter Rietburg in Rheinland-Pfalz befindet. In Kalifornien gibt es noch ganze Weinhänge mit Zinfandel, die im 19ten Jahrhundert gepflanzt wurden.
Unter normalen Bedingungen nimmt der Ertrag einer Rebe ab dem 20ten Jahr ab, womit die Reben in Rheinhessen rund 25 bis 30 Jahre alt sind. Von Alten Reben sollte hingegen erst ab 40 Jahren gesprochen werden. Wegen der besonderen Klasse alter Reben hängen viele Winzer um so mehr an ihren Weinhängen und lassen diese auch weit länger stehen, wenn es äußere Faktoren wie Frost und Krankheiten zulassen. Die Flächen nach dem Roden einige Jahre brach liegen zu lassen, kann den kommenden Reben zugute kommen.
Bei einem Großteil der Rebflächen wird jedoch nicht allein auf die Klasse, sondern auch sehr auf die Masse geachtet. Viele Winzer könnten bessere Weine produzieren, ein Großteil der Kunden möchte jedoch nicht tiefer in die Tasche greifen oder würde vorher auf andere alkoholhaltige Getränke ausweichen. Aber auch für die Maschinenernte sind junge und passend gestutzte Rebstöcke produktiver als alte Reben, die schon verwachsen sind.
Damit lautet die Empfehlung, für die besonderen Momente auch einige Weine im Weinregal zu lagern, die das Prädikat „Alte Reben“ enthalten. Der Begriff ist derzeit noch nicht rechtlich gesichert und wird damit vom Winzer definiert. Die Rebstöcke könnten also auch jünger als 40 Jahre sein. Im Normalfall wird es sich jedoch wirklich um Reben handeln, die bereits lange über der quantitativen Höhe sind und damit die besondere Klasse in den Trauben hervor bilden. Baut der Winzer dann noch in Barrique Fässern aus richtigem Holz aus, dann lohnt es um so mehr, ein paar Flaschen einzulagern.
Quelle: https://kaulwein.wordpress.com/2017/11/22/alte-weinberge-machen-platz-fuer-neue/
https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Reben