Mit dem kräftigen Schluck zum Glauben?
Weihnachten, und auch Silvester sind überstanden. Viele, die sehr selten in der Kirche zu einer Messe erscheinen, haben zu Weihnachten eine Ausnahme gemacht. Viele Rituale fließen in die heilige Messe ein, der Wein darf als zeremonielles Getränk nicht fehlen. Dass auch viele Geistliche gerne tief in das Glas schauen, oder in vielen Klostern zur Fastenzeit die Mahlzeiten durch ein kräftiges Bier ersetzt wurden, ist vielen bekannt. Wird der christliche Glaube durch einen guten Schluck Wein glaubhafter?
Weithin bekannt ist, dass Jesus Christus, auf den das Christentum immerhin zurück geht, bei der Hochzeit zu Kana zum späten Abend Wasser zu Wein verwandelt hat. Dieser Wein hatte zugleich eine sehr gute Qualität, womit der Abend mehr als nur gerettet war. Das Christentum entstand innerhalb der jüdischen Glaubensgemeinde, die dem Wein ebenfalls zugetan ist. Zu dieser Zeit wurde Palästina durch die Römer besetzt, die den Wein bis in die entlegensten Winkel ihres Imperiums brachten. Bei den klimatischen Bedingen wurden gewiss auch einige gute Rebstöcke mit den jüdischen Einheimischen getauscht.
Die Kunst der Herstellung von Wein entspringt mit hoher Wahrscheinlichkeit der Region um Georgien, vermutlich vor 8000 Jahren. Nach der letzten Kaltzeit machte der Mensch in rund 10.000 Jahren den großen Sprung bis in die heutige Gegenwart. Ein Weinregal mit einigen guten Weinflaschen gab es einst noch nicht. Es wurde mit Ziegenhäuten oder mit Tonamporen gearbeitet, die mit Olivenöl versiegelt wurden. Dichte Fässer aus Holz konnte man immerhin noch nicht herstellen.
Wein war und ist eine willkommene Abwechslung zum Alltag. Damals hatten die Menschen nur wenige Möglichkeiten für ihre Unterhaltung, womit der Wein gewiss auch vor dem Entstehen vom Judentum in vielen Kulturkreisen schon eine hohe Bedeutung hatte.
Wein und Religion?
Wer unter guten Freunden einen guten Wein aus seinem Weinregal zieht, der führt schnell tiefgründige Gespräche. Die Gedanken können Tiefen erreichen, mit denen auch Glaubensfragen aufkommen und diskutiert werden. „Woher kommen wir, wohin gehen wir, was ist der Sinn?“
Religiöse Führer sind in einem System ohne Staat eine ordnende Hand. Vor dem entstehen von Staatengebilden waren es zum einen religiöse Personen und zum anderen auch weltliche Stammesoberhäupter. Diese arbeiteten Hand in Hand, um ihre Gemeinde zu führen und tranken wie ihre Untergebenen gerne einen guten Schluck Wein. Es wird immerhin nicht grundlos vom geistigen Getränk gesprochen: Nach einem langen Abend und einem dicken Kopf hat sich schon für viele Probleme eine Lösung gefunden.
Es ist also naheliegend, dass dieses geistige und auch unterhaltsame Getränk bereits seit tausenden Jahren einen sehr hohen Stellenwert hat. Mit einem großen Schluck Wein fällt einem der Glaube nicht nur zur Weihnachtszeit leichter, als mit einem nüchternen Blick in die Heilige Schrift.
Quelle: https://www.welt.de/geschichte/article172026168/Kulturgeschichte-Warum-Rausch-und-Religion-zusammengehoeren.html