Vorsicht beim Weininvestment

Von der Blasenbildung bis zum Essig

Immer wieder finden sich Berichte über das lukrative Weininvestment. Aussagen wie „die Rendite für Anlagewein lag in den letzten zehn Jahren bei 192%“ sind verlockend. Wenn derzeit die Nachfrage in China steigt, die landwirtschaftlichen Flächen knapp werden und der Klimawandel uns eins mitgibt, dann wird Wein tendenziell auch in den kommenden Jahren teurer. Hier muss jedoch unterschieden werden in Wein für die Verbraucher oder exklusiven Wein, der zugleich auch eine Anlageklasse dar stellt. Die genannten Gründe führen zu einer Verteuerung vom Konsumwein, nicht aber automatisch zur Verteuerung vom Anlagewein. Hier und da ist schon zu lesen, die Chinesen hätten exklusiven Wein in Massen als Wertanlage eingekauft, ihnen und auch anderen Weinkäufern ginge jedoch das Geld aus.

Es gibt zwei Szenarien:
Aufgrund mangelnder Nachfrage stagnieren die Preise für Anlagewein oder sind sogar rückläufig.
Die Investoren müssen abstoßen, die Preise stürzen ein – die Blase platzt.

Solange Wein als Kapitalanlage ein Spekulationsobjekt ist, kann es zu einer Blasenbildung kommen. Es ist zu beobachten, dass in der Phase vor dem Platzen noch mit Erfolgsmeldungen und der historischen Entwicklung unkundige Kleinanleger gelockt werden. Wer jedoch zuletzt aufspringt, verliert prozentual am meisten.

Unabhängig zu den Trends kann es helfen, einfach den richtigen Wein zu kaufen. Wer bereits überteuerte Weine ersteht, der hat ein großes Risiko. Profis versuchen deswegen unterbewertete Weine zu erstehen, mit denen kaum ein Preisverfall zu erwarten ist. Werden diese Weine jedoch entdeckt, dann kann der Gewinn bei mehreren 100% liegen.

Das ist auch schon der nächste Punkt: Man sollte immer nur in die Werte investieren, mit denen man sich auskennt oder die wie Holz aus dem Holzinvestment auf Ebene der Konsumenten laufend nachgefragt werden. Wer sich mit Wein im Supermarkt auskennt, der hat deswegen nicht die Qualifikation, in Wein zu investieren. Der neue Anleger soll sich erst einmal einlesen, mit Profis reden und mit kleinen Beträgen starten. Die Erfahrung ist das wichtigste Gut des Spekulanten. Zudem sollen lagerfähige Weine mit langem Atem gekauft werden.

Der nächste große Fehler lautet, dass man für tausende Euro Wein kauft und diesen ins heimische Weinregal in einem ungeeigneten Raum einlagert. Die Weinregale müssen optimale Klimaverhältnisse bieten. Der Käufer wird nur dann einen hohen Preis für den Wein zahlen, wenn eine lückenlose Kellerlegende nachgewiesen werden kann. Diese bescheinigt dem Wein, dass er durchgehend optimal gelagert wurde und nicht wegen falscher Lagerung zu Essig wurde. Selbst wenn man einen guten Weinkeller hat, so sollten die exklusiven Weine dennoch an einem Ort ruhen, der in der Kellerlegende glaubwürdig ist. Das Einlagern in einer Weinbank kostet Geld, womit es sich nur bei exklusiven Weinen lohnt? Wenn die Weinblase platzt, wird die Weinbank dennoch ihr Geld fordern.

Es ist also nicht ganz so einfach, mit Wein viel Geld zu verdienen, wie es viele Medienberichte verlauten lassen. Wer guten Wein in seinen Weinregalen schätzt und sich auskennt, der kann es als Hobby oder einen Posten in seinem Investment ansehen. Mehr aber auch nicht.

Quelle:

https://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/finanzen_steuern/article/968589/finanzen-weine-hervorragende-wertanlagen.html?sh=2&h=63937599

https://www.welt.de/icon/article147244059/Wie-Sie-mit-Wein-richtig-reich-werden-koennen.html

https://www.finanzen100.de/finanznachrichten/wirtschaft/wein-als-geldanlage-lohnt-das-investieren-in-alte-flaschen_H1150600125_403454/

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