Vom Fake-Wein zu Import-Lizenzgebühren

Württemberger Weinbautagung zu Wein-Kuriositäten

Die 66. Württemberger Weinbautagung vom 13.02.2019 griff ganz unterschiedliche Themen auf, die vermutlich für sämtliche deutsche Winzer von Interesse sind. So beklagte Klaus Schneider als Deutscher Weinbaupräsident „Fake-Wein“ in den USA. Der „Pfälzer Wein“ rechtfertige seinen Ursprung damit, dass innerhalb der Ahnen vom Winzer ein Pfälzer war. Damit wäre es Wein vom Winzer mit deutschen Wurzeln, aber doch kaum ein Pfälzer Wein. Eine weitere Kuriosität wäre, dass ein Chinese sich den Begriff „Eiswein“ schützen lässt, womit er für den Import von Eiswein nach China Lizenzgebühren verlangt.

Es wird also immer wieder und teils sehr erfolgreich nach legalen Wegen für einen Etikettenschwindel gesucht, um auf Kosten deutscher Winzer Profit zu machen. Denn wenn dieser „Pfälzer Wein“ von minderer Qualität ist, dann wird definitiv weniger vom richtigen Pfälzer Wein nachgefragt. Einzelne Winzer könnten kaum gegen solche Vorkommnisse vorgehen, es braucht deswegen Winzerverbände. Diese können die Rechtslage prüfen oder auch einzelne Bezeichnungen international schützen lassen.

Ein anderes Thema war die deutsche Überproduktion des Jahres 2018. Mit rund 10,7 Mio. hl wurde mehr Wein erzeugt, als im Jahr verkauft wird. Deutsche Weine sind zum Großteil keine Tropfen, die in den Weinregalen verstauben dürfen. Die überschaubare Lagerzeit kann also zum Verkaufsdruck und damit Preisverfall führen. Außerdem greifen die Deutschen seltener in ihr Weinregal sowie in einigen europäischen Ländern die Gesetzgebung für die Alkoholabgabe verschärft wird.

Der Klimawandel durfte als Thema nicht fehlen. Auch wenn es sich eigentlich um eine sehr bedrohliche Entwicklung handelt, so zeigt doch das Weinjahr 2018 sehr deutlich, dass die deutschen Winzer zu den Gewinnern zählen. Doch selbst der deutsche Wein muss sich anpassen sowie in vielen Weinbergen Maßnahmen gegen Frost- und vor allem Trockenschäden ausgearbeitet werden müssen. Auch hier sind es die Weinverbände, die das Potenzial haben, Strategien zu erarbeiten und Winzer zu informieren.

Die Vereinheitlichung der Pflichtangaben auf Weinen innerhalb der EU-Abgleichung ist ein weiterer aktueller Punkt der 66. Württemberger Weinbautagung. Der Kunde soll mit einem Blick auf die Flasche erfahren, aus welcher Weinbauregion sein Wein stammt und welche Rebsorten verarbeitet wurden. Diese Umstellung ist erst etwas bürokratisch, kann anschließend jedoch den deutschen Wein beflügeln. Wenn dieser mit dem Klimawandel gewinnt, dann steigt der Status. Mit nur einem Blick auf die Weinflasche sehen die Kunden, ob sie wirklich einen Wein aus einer der 13 deutschen Weinbauregionen in der Hand halten oder die Flasche doch wieder in das Weinregal zurücklegen sollten.

Ein Lob wurde für den neuen Studiengang „Wein-Technologie-Management“ ausgesprochen, der ab dem Herbstsemester 2019 in Heilbronn und Weinsberg angeboten wird. Deutsche Winzer müssen unter anderem bei der stetigen Digitalisierung vom Weinberg und der Weinproduktion mithalten. Damit zeichnet die 66. Württemberger Weinbautagung ein Bild von aktuellen Themen für deutsche Winzer mit teils bedrohlichen und teils ermutigenden Nachrichten ab. Eine Überproduktion mit Preisverfall käme zumindest den deutschen Weinkunden gelegen, die sich dann vielleicht noch öfter beim Griff in die Weinregale für deutsche Erzeugnisse entscheiden würden. Auch das kann deutschen Wein letztendlich festigen und ist aufgrund kürzerer Transportwege sogar ökologischer.

Quelle: https://www.stimme.de/heilbronn/nachrichten/region/Deutscher-Weinbau-Praesident-warnt-vor-Fake-Wein;art140897,4154353

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