Rebstöcke in Wüsten für koscheren Wein

Andere Kulturen, andere Sitten

In christlichen Kreisen haben viele bereits Probleme, wenn sie an Freitagen kein Fleisch essen dürfen und am Sonntag die Arbeit ruhen lassen sollen. Das alles ist noch harmlos, wenn das alltägliche Leben gläubiger Juden betrachtet wird. Es müssen nicht einmal streng gläubige Juden sein, da die religiösen Lebensgewohnheiten auch als Kultur gelebt werden. Wie bei den Muslimen wird komplett auf Schweine innerhalb der Nahrungskette und auch ansonsten verzichtet. Schweine gibt es als unreine Tiere in vielen Ländern höchstens in Zoos.

Die gesamte Nahrungsmittelproduktion und auch der Lebenswandel müssen koscher sein, damit es den Ansprüchen der jüdischen Kultur genügt. Das ist in Ländern wie Deutschland kaum möglich, da selbst die Weinherstellung auf Tierprodukte wie Gelatine zurückgreift, die meist aus Schweinen und Rindern hergestellt wird. Gelatine wird zur Klärung vom Wein verwendet.

Damit alles koscher ist, braucht es neben der richtigen Verarbeitung auch den Rabbiner, der alles absegnet. Einige Lebens- oder Genussmittel sind jedoch anspruchsvoller, der Wein gehört dazu. Es wäre ansonsten ein Leichtes, diesen in genügenden Mengen zu importieren. Jedoch würde einem deutschen Weingut möglicherweise das Vertrauen nicht geschenkt, einen koscheren Wein zu produzieren? Aus diesen und ähnlichen Gründen fördern die Israelis ihre heimische Landwirtschaft.

Wegen dem trockenen Klima sind viele Gebiete nur mit einer ausgeklügelten Bewässerung fruchtbar. Es ist nur wenig Wasser verfügbar, womit die technologisch bewanderten Israelis vermutlich auch führend in der Bewässerungstechnik mit wenig Wasser sind. Ein grundlegendes Problem lautet, dass bewässerte Böden versalzen können und damit unbrauchbar werden. Es ist nicht allein der Dünger, welcher sich anreichert. Wird der Boden bewässert, saugt er das Wasser auf. Beim späteren Verdunsten zieht das Wasser zurück an die Oberfläche und nimmt Salz aus tieferen Schichten mich hoch, wo es die Fruchtbarkeit zerstört. Salzfreies Wasser wird punktuell zu den Pflanzen gebracht, mit Dünger muss gehaushaltet werden.

Seit Jahren versuchen sich jüdische Winzer in der Negev-Wüste, in der die Niederschlagsmenge bei maximal 350 ml im Jahr liegt. An heißen Sommertagen ist das schnell verdunstet. Dennoch gedeiht Wein auf über 55 Hektar. Erst ab dem vierten Jahr darf gelesen werden, im siebenten Jahr wird pausiert. Es werden verschiedene Reben getestet. Bewährt haben sich Syrah, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon oder die weißen Viognier-Reben. Andere Rebsorten mussten bereits wieder aufgegeben werden.

Rabbiner überwachen die Reinigung oder Verwendung der Produktionsmittel und achten sehr auf die Arbeitsschritte beim Ausbau vom koscheren Wein. Damit der Wein wirklich koscher ist, dürfen nur gläubige Juden in die Nähe von den Tanks aus Edelstahl, Holz oder anderen Materialien. Selbst Juden müssen bis zum Abfüllen vom koscheren Wein auf Abstand bleiben, wenn sie nicht gläubig sind. Es gehört noch einiges mehr dazu, damit ein Wein durch den Rabbiner als Koscher gekennzeichnet werden darf.

Ein Großteil der Einwohner Israels sind Juden, die meist sehr auf ihre kulturellen Sitten achten. In Israel selbst ist die Kontrollmöglichkeit bei der Erzeugung von koscherem Wein am effektivsten, womit sich der Aufwand bewässerter Wüsten erklärt. Dagegen kommt bei Christen kein Stress auf, wenn es am Freitag Fisch, am Sonntag frei und zu Weihnachten Geschenke gibt.

Quelle: https://www.sueddeutsche.de/reise/israel-wein-koscher-1.4230102

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