Mehr als 50% deutscher Weine mit Zucker versetzt

Je nach Jahrgang werden über 50% deutscher Weine mit Zucker angereichert, damit sich mehr Alkohol bildet oder die Weine nach der Gärung noch eine gewisse Restsüße aufweisen. Alkohol wird aus Kohlenhydraten aus Zucker oder Stärke mit Bakterienstämmen erzeugt. Ist der Most nicht stark genug, wird der Wein trocken und enthält weniger Alkohol. Diese „Notlösung“ des Anzuckerns wird seit Jahrhunderten praktiziert, da immer wieder regionale schlechte Jahrgänge gerettet werden und der internationale Handel einst weniger effektiv funktionierte. Wer keinen mit Zucker versetzten Wein wünscht, sollte deutsche Qualitätsstufen ab Kabinett erstehen. Ab diesen Qualitätsstufen darf dem Most kein Zucker beigeführt werden. Wer aus Frankreichs Norden Wein ersteht, hat es nicht so leicht, der Anzuckerung zu entgehen, da hier andere Regelungen gelten. Im Süden war das Anzuckern verboten aber dortige Winzer fordern nun gleiches Recht für alle. Dabei haben sie teils das Problem, zu schwere Weine zu keltern. Je höher der Alkoholgehalt, umso weniger kommen die Armomastoffe zur Geltung und ab 14% gehen diese unter. Deswegen werden schwere Weine gelegentlich künstlich eines Teils ihres Alkohols beraubt, damit die Aromen zur Geltung kommen. Auch ist es in südlichen Lagen üblich, Weine anzusäuern, in Nördlichen zu entsäuern. Dank besserer technischer Möglichkeiten kann viel einfacher und exakter auf das Produkt „Wein“ Einfluss genommen werden. Die genaue Produktionsweise ist dem Etikett in der Regel jedoch nicht zu entnehmen.

Ein Wein, der während der Gärung mit Zucker versetzt wird, ist teils besser, als wenn dieser trocken und alkoholarm ist. Allerdings werden auch höhere Mostgewichte mit Zucker versetzt um von 11% auf über 13% Alkoholgehalt zu kommen oder um Restsüße zu erhalten. Dieses lässt sich sogar positiv werten. Etwas Zucker im Most ruiniert den Wein immerhin nicht. Jedoch wollen viele Weinkenner die Trauben unverfälscht schmecken und weichen auch deswegen auf kleinere Weingüter mit weniger industrialisierter Produktion aus. Da dem Etikett nicht zu entnehmen ist, ob der Most mit Zucker versetzt wurde, kann dieses bei Weinen aus vielen Weinbauregionen oder aus einigen Qualitätsstufen nicht angesehen werden. Wer dem entgehen möchte, muss eben auf Händler und Winzer des Vertrauens zurück greifen, es erfragen und teils etwas mehr bezahlen oder kann generell nur aus einigen Weinbauregionen oder nur einige Qualitätsstufen erstehen. Es ist natürlich interessant, nicht angezuckerte und angezuckerte Weine zu verkosten, um sich ein eigenes Bild zu machen. Ist es den Etiketten nicht zu entnehmen, erschwert dieses derartige Experimente.

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