15,2 Millionen Hektoliter zugekauft
Deutschland produziert nicht einmal seinen halben Wein selber, sondern kauft den Großteil hinzu. Naheliegend ist, dass vor allem aus anderen europäischen Ländern wie Italien, Spanien, Frankreich oder auch Ungarn gekauft wird und ein zweiter Blick bestätigt das sogar: Die Deutschen produzieren durchaus guten Wein, schauen jedoch gerne auf den Preis. Kurze Lieferwege sowie der Einkauf innerhalb der EU und Eurozone sind damit von Vorteil. Wenn Deutschland mit 15,2 Millionen Hektoliter im Jahr 2016 quantitativ den meisten Wein importiert hat, so kostet dieser „nur“ 2,5 Milliarden Euro. Die USA importierten hingegen 11,8 Millionen Hektoliter für 5,2 Milliarden Euro und haben im Schnitt mehr als das Doppelte pro Flasche auf den Tisch gelegt. So ist es aber auch bei der Erzeugung, dass Spanien 22,1 Millionen Hektoliter für 2,8 Milliarden Euro exportierte, die Franzosen 15,4 Millionen Hektoliter jedoch zu 9 Milliarden Euro machten.
Zahlen sind beim Wein also nicht alles, das wissen Weinkenner nur zu gut. Denn auch günstige Tropfen können erstklassig sein. Dass der deutsche Verbraucher selbst mit gutem Gehalt beim Essen und Trinken gerne auf die Preise schaut, ist ebenfalls keine Neuheit. Geht es um Lebensmittelpreise, dann lassen nicht nur die Südländer den Euro schneller springen. Die deutsche Ess- und Trinkkultur ist anders aufgestellt, muss jedoch nicht die schlechtere sein.
Die deutsche Produktionsmenge liegt über die Jahre hinweg bei ca. 9 Millionen Hektoliter, von denen 10 bis 20% exportiert werden. Auch in vielen anderen Weinerzeugerländern bleibt der Löwenanteil der Produktion im eigenen Land. Zudem ist Deutschland nicht nur 2016 bei den Importländern an der Spitze. Wird bedacht, dass auch der Bierkonsum kein geringer ist und vielfach noch Spirituosen oder sonstige alkoholische Getränke nachgefragt werden, dann liegen wir im internationalen Vergleich im pro-Kopf-Verbrauch zumindest nicht auf dem Trockenen.
Der zugekaufte „Billigwein“ braucht natürlich nicht in Massen im Weinregal gebunkert werden, solch einen Wein gibt es jedes Jahr in Massen. Dieser Massenwein muss nicht automatisch minderwertig sein. An richtige Spitzenweine reicht er aber bei weitem nicht heran. Diese finden sich weniger im Supermarkthandel als bei Weinhändlern. Wenn der Supermarktwein oft aus Beeren verschiedener Qualitäten immer wieder auf das gleiche Geschmackserlebnis abgepasst wird, so hat der Weinhändler Tropfen im Angebot, die es so vielleicht nie wieder gibt. Wer einen besonders guten Wein ersteht, der kauft vielleicht doch zwei oder drei Kisten, um sie in den heimischen Weinregalen zu lagern. Der Weinhändler gibt direkt Auskunft über die zu erwartende Haltbarkeit, das passende Lagerklima oder die passenden Weingläser. All das hat immerhin großen Einfluss auf den Weingenuss. Aber bereits beim Ausbau vom Wein geben Holz, Edelstahl, Tonamphoren, Beton oder sonstige Materialien den Weinen ihre Note mit. Auch wenn ein Tropfen einem zusagt, so sollte für andere gute Weine aufgrund der verfügbaren Vielfältigkeit also noch etwas Platz im Weinregal verbleiben.
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/wein-deutschland-importiert-so-viel-wie-kein-anderes-land-a-1204616.html
https://www.deutscheweine.de/fileadmin/user_upload/Website/Service/Downloads/Statistik_2016-2017-neu.pdf
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/73350/umfrage/wein-umsatz-im-deutschen-weinexport/