Wein zu jeder Tages- und Nachtzeit
Zigaretten und auch Bier aus Automaten, dass gehört zum Lebensalltag vieler Menschen. Doch Weinautomaten für Flaschenwein haben viele noch nicht gesehen. Wohl die Weindispenser, die mit einer Nadel den Wein aus den Flaschen ziehen, damit nicht für jedes Glas Wein eine Flasche entkorkt werden muss. Diese stehen aber eher in Weinbars mit eingeschränkten Öffnungszeiten.
Technisch gesehen ist es inzwischen kaum noch ein Problem, einen Weinautomaten zu bauen, der erstens den Ausweis liest und zweitens die gewählte Flasche nach der Zahlung sicher in den Abgabeschacht transportiert. In den USA gibt es noch immer Spuren der Alkoholprohibition. In Pennsylvanien und Utah waren die Einwohner nur staatliche Verkaufsstellen gewohnt, da wurde der Weinautomat diskutiert, der nicht nur den Ausweis prüft, sondern dessen Bild mit einer Kamera abgleicht und den Atemalkohol misst. Wer angetrunken Wein kaufen möchte, muss jemand anderen darum bitten. Das ist dann ein netter Nebenverdienst für nüchterne Passanten.
Technisch gesehen ist also bereits sehr viel möglich, aber nicht allein in Deutschland haben sich Weinautomaten noch nicht richtig durchsetzen können. Gerade regelmäßige Weintrinker haben das auch gar nicht nötig, da sie sich ein eigenes kleines Weinlager oder zumindest ein nie leer werdendes Weinregal zulegen. Wer aber mal unterwegs ist und keine offenen Lokale findet, der könnte schnell seine Smartphone-Weinautomaten-App befragen, wo der nächste Weinautomat für Flaschenwein steht? Theoretisch wäre das möglich, auch wenn die Automatenstellen gut gewählt sein sollen, wenn die Kosten für die Temperierung im Rahmen bleiben sollen. Schließlich muss der Automat im Winter heizen, im Sommer kühlen und zugleich ständig befüllt werden.
Aber kein Automat der Welt kann die Atmosphäre in einer Weinhandlung ersetzen. Das Gespräch mit dem Weinhändler ist für viele Weinkenner sehr wichtig, da sie sehr gezielt Weine erstehen möchten. Viele interessieren sich auch für die Geschichte hinter dem Wein, ein guter Weinhändler weiß so einiges zu erzählen. Beim Automatenwein wäre die Auswahl sehr überschaubar sowie lediglich Allerweltsweine zu erwarten wären. Der Weinkenner könnte hingegen noch Weine bestellen, wenn er nicht genug Auswahl hat. Und Neuzugänge in den Weinregalen können häufig schon vor Ort und damit vor dem ersten Kauf probiert werden. Das wird es beim Weinautomaten kaum geben, selbst wenn eine Sprachsteuerung für die Fachberatung theoretisch bereits möglich wäre. Nur welcher Weinkunde würde sich darauf einlassen, sich von einer Computerstimme beim Weinkauf beraten zu lassen?
Viele Weinkenner zahlen lieber einen gerechtfertigten Aufpreis, damit ihnen die Atmosphäre nicht verloren geht. So kostet Wein aus dem Barrique aus Holz auch mehr, als aus Edelstahltanks. Das Holz interagiert mit dem Wein und gibt wertvolle Gerbstoffe ab, die wiederum dem Weingeschmack viel geben. Weingenuss ist jedoch nicht allein das Trinken von Wein, sondern die gesamte damit zusammenhängende Atmosphäre. Selbst wer nicht zum Weinhändler, sondern in den Supermarkt geht, wird lieber hier als beim Weinautomaten kaufen und sein heimisches Weinregal nie ganz leer werden lassen.
Quelle:
https://www.rheinpfalz.de/lokal/neustadt/artikel/st-martin-weinautomat-eroeffnet/
https://www.weinakademie-berlin.de/wein-aus-dem-automaten-demnaechst-auch-bei-uns