Und Russland erwägt Wein-Embargo
Die Handelsbeziehungen zu Russland sind mit dem Krim-Konflikt aufgrund der Embargos kompliziert. Deutsche Unternehmen exportieren gerne an die Russen und importieren im Gegenzug mehr als nur Rohstoffe. Abgeschnittene Handelswege können nicht von heute auf morgen gleichwertig ersetzt werden.
Es ist also ein kleines Wagnis, wenn das Deutsche Weininstitut mehr Energie in russische Märkte legen möchte. Noch im Jahr 2018 soll ein Büro in Russland als Außenposten eröffnet werden. Auf der Prodexpo Moskau vom 11. bis 15. Februar 2019 wird ein deutscher Pavillon aufgebaut, deutsche Weinerzeuger können hier ihre Weine vorstellen. Mehr als das, so möchte das Deutsche Weininstitut deutschen Wein in englischer und russischer Sprache präsentieren. Das Öchsle Magazin soll sogar in Russisch erscheinen.
Während dessen haben die Russen ihre Embargos verschärft, die sich gegen sanktionierende Staaten richten. Es wird die Option offen gelassen, diese Embargos auf Tabak, Wein und Medikamente aus zu weiten. Das könnte also dem Deutschen Weininstitut einen Strich durch die Rechnung machen, wenn es keinen deutschen Wein importieren dürfte. Es könnten höchstens Weine aus nicht sanktionierten oder nicht sanktionierenden Ländern importiert werden – was für das Deutsche Weingut kaum Sinn machen würde.
Viele deutsche Unternehmen, die teils nicht mal einen Warenhandel mit Russland betreiben können, bleiben dort dennoch präsent. Auch die Russen können nicht von heute auf morgen bestehende Handelswege ersetzen. In den Bereichen, wo die Embargos seit Jahren drücken, werden vor allem die Asiaten immer stärker sowie diese ebenfalls gerne Rohstoffe aus Russland einkaufen. Es entstehen neue Handelswege. Sind diese erst einmal ausgebaut, hat Deutschland vermutlich auch nach dem Embargo über viele Jahre einen Nachteil.
Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die Infrastruktur zu erhalten, selbst wenn diese gerade nicht genutzt werden kann. Mit Glück wird das russische Embargo nicht auf Wein ausgeweitet, womit sich die Investitionen vom Deutschen Weininstitut schnell auszahlen könnten. Ansonsten wäre es kein Beinbruch. Gerade in diesen schweren Zeiten ist es gut, in Völkerverständigung zu investieren und mit den Russen den ein oder anderen Wein aus dem Weinregal zu ziehen. Auch wenn es ein Wodkaland ist, so hat Wein eine lange Tradition. Bereits zu den Zeiten der Zaren wurde auf der Krim erstklassiger Wein für den Hof produziert. Demnach wäre der russische Markt auch für Importeure interessant, wenn die Krim weiterhin zu Russland gehören wird.
Es bleibt zumindest spannend, wie es mit den Deutsch-Russischen-Handelsbeziehungen weiter geht. Jederzeit könnte etwas passieren, womit die Embargos verschärft oder gelockert werden. Selbst ein neuer kalter oder heißer Krieg lassen sich derzeit nicht ausschließen, wobei das niemandem weiter helfen würde. Bei den Embargos gibt es immerhin Gewinner – mit höheren Preisen produzieren die Russen selber oder andere Händler freuen sich. Verlierer sind wir in Deutschland also schon jetzt, noch geht es nur um Geld, vielleicht bald auch um guten Wein.
Quelle:
https://deutsch.rt.com/wirtschaft/72861-moskau-verlaengert-lebensmittelembargo-bis-2020/
https://www.deutscheweine.de/aktuelles/meldungen/details/news/detail/News/deutsches-weininstitut-engagiert-sich-in-russland/