Wenn Weinliebhaber Wein anbauen
Wer ein richtiger Weinliebhaber ist und zudem auch Gärtner, der hat auf kurz oder lang an einer Sonnenstelle im Garten ein oder zwei Rebstöcke stehen. Die im Handel erhältlichen Rebsorten bestäuben sich im Regelfall selber, auch eine Einzelne Rebe kann Trauben bilden sowie viele Rebsorten weit über 50 Jahre alt werden können. Sie brauchen nicht zwingend eine Pflege, werden ohne diese allerdings weniger gute Beeren ausbilden. Wer seinen Rebstöcken bislang nur beim wachsen zugesehen hat, der sollte einmal über die richtige Pflege nachdenken. Es geht hierbei vor allem um den Winterschnitt oder das Ausgeizen zugunsten der verbleibenden Trauben.
Der Winterschnitt kann von November bis März erfolgen. Es sollen für diesen Winterschnitt ein paar Wochen gewählt werden, in denen es vermutlich nicht zu stark frieren wird, da die Schnittstellen noch ein wenig empfindlich sein können. Je nach Sorte wachsen Rebstöcke gut oder sogar üppig, mit dem Winterschnitt können sie mal eben 80 bis 90 Prozent ihrer optischen Masse einbüßen. Dabei muss der Gärtner zwischen drei Holzarten unterscheiden: Er hat das Stammholz als Grundgerüst. Dann gibt es das Ersatzholz, welches in den kommenden Jahren für die Holzbildung am Rebstock wichtig werden könnte. Weiterhin gibt es das Fruchtholz. Dieses ist im Vorjahr gewachsen und nur hier werden aus den Augen auch Trauben entspringen. Das restliche Holz vom Weinstock bildet keine Trauben aus, kann aber dennoch wertvoll sein.
Beim Winterschnitt geht es darum, das ganze nachgewachsene „Geranke“ soweit zu stutzen, dass noch über 20 Augen für Fruchtansätze an sechs Fruchthölzern auf einem m² Fläche überbleiben. Dabei lässt man zum einen die kräftigsten und zugleich gut platzierten Fruchthölzer stehen, schneidet alles drum herum zurück und kürzt dann noch diese Fruchthölzer. An den oberen sollen rund sechs Augen bleiben, an den unteren nur drei.
Wer seinen Rebstock an einer Rankhilfe erziehen möchte, der lässt ihn einmal senkrecht bis zur gewünschten Höhe wachsen sowie von den Trieben einige heraus gesucht werden, die waagerecht an das Rankgitter oder die gespannten Drähte mit nicht schneidenden und nachgebenden Bindfäden getrimmt werden. Das wäre das Hauptgerüst, welches über die Jahre zum Stammholz wird, auf welches der Rebstock mit dem Winterschnitt immer wieder zurück geschnitten wird. Werden Äste zu knorrig, können sie alle 5 bis 10 Jahre zurück geschnitten werden, um aus ein paar am Hauptstamm sitzenden Wasserästen neue Stammhölzer zu lenken. Deren Austreiben kann provoziert werden, wenn man die Rinde an passenden Stellen etwas quetscht. Im Frühjahr oder Sommer werden noch weitere Wasseräste, zu lang sprießende Fruchthölzer oder Blätter, die Trauben und Fruchtansätze bedecken, gekürzt.
Damit bleibt die Kraft vom Wein für die relevanten Beeren erhalten, die deswegen größer und gehaltvoller werden. Weniger Trauben bedeutet immerhin eine bessere Qualität, weswegen besonders gute Weine auch die teureren sind. Wer ein paar Rebstöcke pflegt, der wird aber nicht selber Wein produzieren und im Keller in Weinregalen einlagern. Die paar Trauben taugen nur zum Naschen.