Der Westen gegen die BRICS-Staaten?
Das Thema der Strafzölle wird energisch diskutiert, die USA haben unter Donald Trump die protektionistische Entwicklung eingeleitet, wie es Herbert Hoover als US-Präsident in den Jahren von 1929 bis 1933 bereits vormachte. Wenn die Wirtschaft im eigenen Land lahmt, werden auf Importgüter Strafzölle gelegt, damit Unternehmen im eigenen Land investieren, um die Strafzölle zu umgehen. Die logische Reaktion ist, dass getroffene Nationen dem Beispiel folgen, um Defizite auszugleichen, wie es derzeit China macht. Als Reaktion auf US-Strafzölle auf Stahl und andere Waren wurden nun Strafzölle auf US-Importe gelegt, der Wein gehört dazu.
Ein weiteres Bild zeichnet sich bereits ab: Nicht allein die EU hat am Verhandlungstisch mit den USA bewirkt, dass sie von Strafzöllen weitgehend ausgenommen wird. Eigentlich jedes „politisch richtige Land“ wird von diesen Strafzöllen ausgenommen, die sich immer gezielter gegen China richten, Russland liegt ohnehin unter Embargos. Beide Länder sind zusammen mit Indien, Brasilien und Südafrika in den BRICS-Staaten organisiert, die mit über 40% aller Menschen ihren Platz in der Welt stellvertretend für Schwellenländer erringen wollen. Während der Westen stagniert, haben vor allem China und Indien hohe Wachstumsraten und sind der wirtschaftliche Motor der ganzen Welt, der eigenständiger werden will.
Strafzölle auf Wein sind hier nur ein Beispiel, in welchem Irrsinn wir uns derzeit befinden. Wenn die Chinesen weniger US-Wein importieren, weichen sie auf andere Weinbauländer wie Frankreich, Italien oder Deutschland aus. Wir sind von den US- und chinesischen Strafzöllen derzeit ausgenommen und importieren folglich aus den USA. Diese werden ihre Strafzölle immerhin vorwiegend gegen aufstrebende Schwellenländer „anderer politischer Natur“ ausrichten, da sie es sich mit westlich industrialisierten Staaten nicht komplett verscherzen können. Getroffene Länder wie China werden ihrerseits Strafzölle auf US-Produkte legen. Als Reaktion wird nicht allein der Weinhandel Ausweichbahnen suchen.
Zumindest wäre zu erwarten, dass die Chinesen nun stärker europäische Weine importieren und wir als Europäer aus den USA einkaufen. Dennoch bleibt die Situation bedenklich, da sie sich weiter entwickeln wird. Als mächtige Industrienation haben die USA viele Stellschrauben, die sie anziehen können. Große wirtschaftliche Verwerfungen werden viele Verlierer haben, womit weitere Regionen möglicherweise instabil werden. Zölle können durchaus heimische Märkte schützen, wie die Schweizer ihre heimische Landwirtschaft erfolgreich schützen, die afrikanische kleinbäuerliche Landwirtschaft hingegen durch subventionierte EU-Lebensmittel dahin geht.
Ein unkontrollierter Welthandel hat also auch seine Schattenseite, nicht nur für Lohnarbeiter in südafrikanischen Weinbergen. Strafzölle sind hingegen allein vom Begriff schon anderer Natur und lassen nicht viel Gutes hoffen. Vermutlich zahlen den Preis wir als Verbraucher, ohne dass sich für Arbeitnehmer im Billiglohnsektor etwas bessert. Ein Grund mehr, seine Weinregale noch mit guten Weinen zu füllen, denen ein paar Jahre Lagerung nicht schadet. Möglicherweise sollten Verbraucher, die ihr Konto nicht überzogen haben, noch alles erneuern oder auffüllen, was ohnehin bald als Ausgaben anstehen würde. Wer weiß, ob vielleicht künftig auch Weinregale teurer werden, wenn neben Strafzöllen auf Stahl auch Holz teurer wird.
Quelle: https://www.shz.de/deutschland-welt/politik/china-greift-durch-strafzoelle-auf-128-produkte-aus-den-usa-id19473521.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/wein-aus-suedafrika-missstaende-bei-der-produktion-a-1172149.html