Bio als Weintrend

Bioanbau ist nicht mehr Pionierarbeit

Wir leben in einer Zeit, in der Pflanzen sehr exakt auf Leistung gezüchtet werden – Leistung ist hierbei mit Gewinn gleich zu setzen. Ein Apfel für die Supermarkttheke macht Gewinn, wenn er schön aussieht. Ein Apfel für den Apfelsaft macht Gewinn, wenn er viel Erntemasse bringt und sich günstig verarbeiten lässt. Damit kann in vielen Obstfarmen nicht mehr vom Obstbaum, sondern vom Obststrauch die Rede sein. Die Reben werden immerhin auch anders, als noch vor hunderten Jahren, angebaut, damit der Wein sich leichter pflegen und schneller ernten lässt.

Bio ist die Rückentwicklung dieser Industrialisierung, mit der die Nährstoffgehalte und damit der Wert für unsere Ernährung auf der Strecke bleibt. War „Bio“ einst noch Pionierarbeit, so ist es das heute nicht mehr. Hier könnte z.B. die Region Steiermark in Österreich genannt werden, in der es seit 2017 über 4000 Biobetriebe gibt und sich seit 2013 alle zwei Jahre die Bio-Rebfläche verdoppelt. Im Jahr 2015 wurden bereits 480 ha Wein biologisch angebaut, es handelt sich um 11% der gesamten Rebflächen. Insgesamt werden in der Region bereits 23% der Flächen für die Bio-Produktion verwendet.

Von Pionierarbeit kann hier also nicht mehr die Rede sein, Bio ist normal und deswegen in vielen Bereichen nicht einmal mehr teurer. Immerhin können die Pflanzen auch dorthin gezüchtet oder veredelt werden, dass sie gegen Krankheiten und Schädlinge robuster sind und dennoch einen guten Ertrag bringen. Der Landwirt oder Winzer spart sich jedoch die Arbeit und die Kosten für das Spritzen. Ein Beispiel wäre z.B. die Reblaus, die dem Wein vor über 100 Jahren massiv zu schaffen machte. Was war die Lösung? Es wurden robustere Rebstöcke aus Kalifornien, der Ursprungsregion der Reblaus, als Basis genommen, um durch Veredelung die gewünschten Rebsorten darauf zu propfen. Die robuste Pflanze wird weit unten abgetrennt, um in einen Spalt vom Holz oder zumindest mit Kontakt zur Rinde einen Trieb der Wunschpflanze aufzustecken. Bei Reben werden veredelte Pflanzen „Propfreben“ genannt.

Beim Wein haben sich der organisch biologische Weinbau und der biologisch dynamische Weinbau etabliert. Beim organisch biologischen Wein handelt es sich sozusagen um „Bio“, wie es auch bei anderen Pflanzenkulturen angewendet wird: Keine Dünger oder Herbizide aus dem Chemielabor, sondern nur Dünger und Pflanzenschutzmaßnahmen, wie sie aus dem Boden oder von Tieren und Pflanzen stammen, ohne chemisch künstlich verändert zu werden.

Beim biologisch dynamischen Weinbau mit dem „demeter“ Siegel geht es jedoch weiter, da hierbei Mondphasen oder auch „homöopathische Maßnahmen“ sehr hohes Gewicht haben. Ob die eine oder andere „Bio-Variante“ die bessere ist, das bleibt vermutlich für immer eine „Glaubensfrage“. In jedem Fall ist Bio als Weintrend groß im Kommen, da nicht allein die Weintrinker, sondern auch Winzer und Händler keine Lust mehr auf die ganzen künstlichen Umweltgifte haben. Bio ist zugleich bei vielen auch eine Image-Frage sowie viele Weinkenner sich nicht freiwillig mit dem billigsten Tropfen im Weinregal erwischen lassen.

Quelle: http://www.kleinezeitung.at/steiermark/5333556/Erstmals-4000-Biobauern_Wo-Bio-boomt-und-veganer-Wein-gefragt-ist?from=rss

https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kologischer_Weinbau#Bio-Produktionsformen

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