Wenn Jugendliche trinken lernen

Prävention in der Schule mit Alkoholgenus

In der Oberschule in Templin sieht die Alkoholprävention anders aus. Die Schüler im Alter von 15 bis 16 Jahren erhalten unter Betreuung Bier, Wein oder ein Mixgetränk und dürfen Alkohol trinken. Dieses Programm wird seit zehn Jahren angeboten, 5000 Jugendliche konnten bereits bundesweit mit dem Alkohol in einer kontrollierten Situation Bekanntschaft machen. Das ganze Projekt heißt „Lieber schlau als blau“, wurde vom Suchtexperten Johannes Lindenmeyer entworfen und wird staatlich gefördert, zumindest in Brandenburg. Das Institut für Therapieforschung Nord in Kiel habe in einer Evaluationsstudie herausgefunden, dass die Jugendlichen, die an diesem „Lieber schlau als blau“ Programm teilnehmen, später weniger trinken und damit auch seltener beim bedenklichen Koma- oder Flatrate-Saufen liegen bleiben. Es heißt immerhin auch Trinkkultur und Kultur wird nicht angeboren, jeder eignet sich diese innerhalb der Gesellschaft an.

Das hört sich in vielen Ohren schlimm an, wenn Jugendliche, die vielleicht noch nicht einmal 16 Jahre alt sind, bereits Bier oder Wein trinken sollen. Doch diejenigen, die noch gar keinen Alkohol getrunken haben, sollen an diesem Präventionsprogramm nicht teilnehmen. Ansonsten müssen es die Eltern vorher mit ihrer Unterschrift absegnen. Diese entscheiden sogar, ob ihre Kinder nur ein Glas Bier oder Wein, oder mehrere Gläser erhalten. Vor dem ersten Schluck werden Konzentrationstests gemacht und die Erwartungen notiert. Nach jedem Glas gibt es einen weiteren Leistungstest und mehr als vier Gläser sollen es nicht werden. Es handelt sich um jeweils 0,33 Liter Bier oder 0,125 Liter Wein. Zudem wird nicht in der Schule, sondern in einem Lokal oder einer Jugendstätte getrunken, womit der Alkohol also nicht in die Bildungseinrichtung hinein gelangt.

Für Jugendliche ohne Erfahrungswerte kann selbst diese Alkoholmenge bereits viel werden. Aber wie wäre es, wenn die Jugendlichen in ein Situation kommen, in der sie etwas Bier oder Wein trinken und dann einer den Schnaps rund gibt? Alkohol senkt die Hemmschwellen in praktisch allen Bereichen, womit vielleicht schon ein Krankenwagen notwendig wäre. Wenn die Jugendlichen jedoch im kontrollierten Rahmen schon einmal einen milden Alkoholrausch erlebten und hinterher im nüchternen Kopf darüber nachdachten, dann kann das möglicherweise präventiv wirken.

Die Idee, einen Konzentrationstest vor dem Trinken zu machen und nach jedem Glas Wein zu wiederholen, könnte sogar für Erwachsene unterhaltsam sein. Es gibt auch solche, die sich im merklich angetrunkenen Zustand ihre Ideen aufschreiben oder sich filmen. Doch diese „Beweismittel“ vernichten sie meist am nächsten Tag schnell wieder. Es macht aber dennoch Sinn, sich einmal damit auseinander zu setzen, wie es sich auf die eigene Außenwirkung auswirkt, ein oder zwei Glas Wein über den Durst zu trinken.

Bei dem Projekt „Lieber schlau als blau“ wird zugrunde gelegt, dass sich das Trinkverhalten im Alter von 12 bis 16 Jahren bereits bildet. Denn wer hätte in dem Alter noch keinen Alkohol getrunken? Kaum einer. Es macht also wenig Sinn, bis zur Volljährigkeit zu warten, da die Jugendlichen bis dahin bereits die ein oder andere Flasche aus dem Weinregal stibitzt haben. Dennoch bleibt das Projekt fragwürdig. Werden die Jugendlichen vielleicht zum geselligen Bier- oder Weingenus angestiftet? Einige Eltern, Jugendschützer, Alkoholgegner oder auch andere empören sich. Dabei muss kein Elternteil seine Einwilligung geben und es wird garantiert kein Jugendlicher zum Alkoholkonsum gezwungen.

Quelle:
https://www.n-tv.de/panorama/Schueler-trinken-unter-Kontrolle-Alkohol-article20871090.html
https://www.brigitte.de/aktuell/gesellschaft/brandenburg–schueler-sollen-alkohol-trinken-an-schule-lernen-11537852.html?ga_noo=1
http://www.freiewelt.net/nachricht/schueler-werden-von-der-schule-zum-betreuten-trinken-aufgefordert-10077137/
https://www.nordkurier.de/uckermark/eltern-entsetzt-ueber-trinkexperiment-1934615202.html

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