Bier auf Wein, das lass sein – ?

Entscheidet die Trinkreihenfolge über den Katertag?

 

Nicht nur die Deutschen leben in einer Trinkkultur, die über Jahrhunderte gewachsen ist. Damit sind zugleich Trinkgewohnheiten oder Trink-Weisheiten entstanden. Häufig steckt in solchen Weisheiten ein wahrer Kern, den man aber nicht immer so leicht erkennt. Wie steht es um die Trinkweisheit „Bier auf Wein, das lass sein. Wein auf Bier, das rat ich dir.“? Die Franzosen und Briten haben ähnliche Weisheiten, das lässt auf einen wahren Kern schließen. Doch bevor es jeder mühselig für sich herausfinden muss haben sich Wissenschaftler in Witten erbarmt. Sie bemühten 90 Probanden in einem Alter von 19 bis 40 Jahren und veranstalteten ein wissenschaftlich begleitetes Besäufnis. Die einen fingen mit Wein an, die anderen mit Bier und die nächsten tranken entweder den ganzen Abend Wein oder Bier, bis sie 1,1 Promille erreicht hatten. Die Angeheiterten wurden auch über Nacht dabehalten, um am nächsten Tag anhand von sieben Kriterien den Kater-Score zu ermitteln. Dieses Experiment wurde dann wiederholt, damit alle mal in einer anderen Gruppe Wein und/oder Bier genießen durften.

Die Wissenschaftler waren vermutlich selber vom Ergebnis der Studie überrascht. Diese besagt, dass die Trinkreihenfolge oder die Treue zum Wein oder Bier keinen Einfluss auf den Kater haben. Allein der Alkoholgehalt entscheidet darüber, wie intensiv der Katertag wird. Dabei macht auch das Alter oder Geschlecht keinen erkennbaren Unterschied.

Das hört sich glatt so an, als ob auch direkt der Wein ins Bier gekippt und dann zusammen getrunken werden könnte. Diese Studie wurde vermutlich mit hochwertigen Getränken durchgeführt. Denn die Getränkequalität ist für das Wohlbefinden gewiss auch am Folgetag ausschlaggebend, wobei das Gemisch aus Wein und Bier vielen gewiss schnell hoch kommen würde.

Möglicherweise ist es auch eine Geschmacksfrage, dass Bier auf Wein weniger gut als Wein auf Bier schmeckt? Die Wissenschaftler vermuteten vor dem Experiment, dass Bier mehr Flüssigkeit in den Körper bringt, womit der Wein besser verträglich ist. Doch eigentlich wäre es dann doch besser, Bier auf Wein zu trinken? Im Nachhinein lautet die Vermutung, dass es bei dem Trinkspruch um den gesellschaftlichen Status geht. Besser ist es, vom Bier der unteren Schichten zum Wein aufzusteigen als umgekehrt. Dann bliebe jedoch die Frage, weswegen sich diese Trinkweisheit auch im Rotweinland Frankreich findet, wo vermutlich selbst weniger betuchte Menschen im Mittelalter regelmäßig Wein tranken.

Letztendlich bleibt es eine Geschmacksfrage oder auch die Frage der Situation, ob Bier oder Wein das Getränk der ersten Wahl ist. Selbst wenn bei hochwertigen Alkoholika am Katertag vermutlich die getrunkene Alkoholmenge und die persönliche Empfindlichkeit ausschlaggebend sind, so hat die Wahl der Getränke definitiv eine Auswirkung auf die Konsumenten und damit auf den geselligen Abend. Einige Biere oder die gute Flasche im Weinregal sind gewiss weniger bedenklich als Brände, die man sich eher mal zwischendurch gönnt. Doch auch beim Griff ins Weinregal gibt es sehr große Unterschiede. Wer seinen Wein richtig genießen kann, der wird ihn auch zu würdigen wissen und gesitteter trinken.

Quelle: http://www.kn-online.de/Nachrichten/Wissen/Kurioses-Experiment-Bier-auf-Wein-das-lass-sein-stimmt-s
https://www.mdr.de/wissen/lizenz-zum-durcheinandertrinken-bier-wein-100.html

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