Aus dem Labor – nachgebauter Wein

Ohne Weinbeeren

In den USA gibt es bereits Käse, für den kaum oder keine Milch verarbeitet wird – nicht für Veganer, sondern weil es billiger ist. Bau- und Verbundstoffe ohne Holz sind ebenfalls ein großes Thema. Auch in anderen Bereichen ist etwas anderes enthalten, nicht aber das, was man meinen würde. Es wird in Israel sogar schon an 3D Druckern für Lebensmittel gearbeitet, der Replikator der Raumschiff Enterprise wird dann Realität. Auch der Wein vieler Winzer wird immer künstlicher, um exakt den „Mehrheits-Geschmack“ zu treffen. Die Zielgruppe, die immer wieder den gleichen Wein aus dem Weinregal ziehen möchte, ist damit gewiss zufrieden.

Wer den Wein als uraltes Kulturgut ansieht, den wird das kalifornische Startup „Ava Winery“ schocken. Dieses möchte ganz ohne Weinbeeren hochwertigen Wein anmischen. Bestehende Weine werden analysiert, um sich von ihren Profilen insperieren zu lassen. Die Rezepturen werden dann aus Wasser, Zucker, Ethanol, Aminosäuren, Salz und Aromen hergestellt. Der Alkohol wird aus Getreide erzeugt, womit er günstiger ist.

Wie kommen junge Menschen vom Startup Ava Winery zu solch einer Idee? Es war der seltene „Chateau Montelena Chardonnay“, Jahrgang 1973. Eine Flasche wurde für 11325 Dollar versteigert. Kein Normalverdiener wird diesen Wein erstehen, um zu erfahren, wie er schmeckt. Das wäre doch sehr schade, dass der Normalbürger solche Weine nicht erfahren kann, womit die Idee zum künstlichen „Nachbau“ entstand.

Ava Winery wurde 2015 gegründet und möchte noch im laufenden Jahr 2018 erste Weine auf den Markt bringen, die es bald überall geben soll. Da der Markt mit günstigen Weinen gut versorgt ist, sollen es edle Tropfen werden, die aber deutlich unter 100 Dollar kosten werden. Kann solch eine Idee sich durchsetzen, wenn es für solche Preise bereits exzellente Weine gibt? Würde ein Weinkenner einen nachgebauten Wein erstehen oder sogar ins Weinregal legen, wenn er für den gleichen Preis bereits einen sehr guten konventionellen Wein haben kann? Beim Käse ging es immerhin um die Kosten. Ava Winery möchte die Preise zumindest noch nicht drücken. Aber auch das kann nicht ausgeschlossen werden, dass es den Liter Wein im Tetrapack bald für 99 Cents gibt, wenn sich diese Idee durchsetzt. Für diejenigen, die wirklich nach Alkoholgehalt kaufen, mag das ein gutes Angebot sein. Wenn jedoch zu den Preisen eine Qualität geboten wird, womit konventioneller Wein stehen bleibt, dann ist die uralte Weinkultur gefährdet.

Es geht nicht allein um einen natürlich gewachsenen Wein, es geht auch um die Nutzbarkeit von Flächen, die ansonsten kaum anders als für Weiden oder Wälder verwendbar sind. Bei vielen Weinhängen kommen die Bauern nicht mit dem schweren Traktor auf das Land, um Getreide an zu bauen. Diese Flächen sind auch für den Anbau von Wein nicht produktiv. Je schwieriger die Fläche, um so aufwändiger die Bewirtschaftung. Möglicherweise würde der in 15 Minuten nachgebaute Wein zu schweren regionalen Rezessionen führen und ganze Landstriche müssten halb aufgegeben werden. Letztendlich können wir auch diese Entwicklung nur abwarten.

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/stil/wein-das-aus-der-traube-1.3982687

https://www.3d-grenzenlos.de/magazin/forschung/nanozellulose-essen-aus-dem-3d-drucker-27315013/

https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4seersatz

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