Schaumwein stammt nun aus England

Der Klimawandel wirft die Champagne raus

In den letzten drei bis vier Jahrzehnten ist es in England und auch der Champagne um 1,5° Celsius im Jahresdurchschnitt wärmer geworden. Damit haben einige Regionen der Insel nun exakt das Klima, welches vorher die Champagne hatte. Und genau das ist entscheidend für den Weinbau und die Schaumwein-Produktion. In der Champagne werden die Ernten bereits vorgezogen und die Trauben frühreif oder unreif geerntet, damit sie zum Champagner verarbeitet werden können. Das mag derzeit noch gehen. Wird es aber in den nächsten Jahrzehnten noch einmal um 1,5° Celsius wärmer, wovon wir derzeit leider ausgehen müssen, wird die Champagne den nach ihr benannten Champagner nicht mehr unter den besten Schaumweinen der Welt finden.

England hat als Insel zum einen das Seeklima, mit dem heiße Sommer und kalte Winter gedämpft werden, wodurch der Wein profitiert. Zum anderen hat die sich über Kent hinaus 160 km weit erstreckende Region der North Downs exakt die gleiche Bodenschicht wie die Champagne. Das bedeutet, dass die ganze Anbausituation fast 1 zu 1 so ist, wie vor 30 Jahren in der Champagne. Möglicherweise wird die durchschnittliche Jahrestemperatur auch beim Seeklima in den nächsten Jahrzehnten erneut um 1,5° Celsius steigen. Der Landstrich um Kent wird jedoch besser durch das Seeklima gepuffert, als die Champagne, die schon praktisch zwischen der Meerenge zu England und dem Mittelmeer weit vom Meer entfernt liegt. Weitere Temperatursprünge wird England also besser verkraften als die Champagne, womit die Beeren reifen, ohne ihre Säure und die fruchtigen Noten zu verlieren.

Bereits im Jahr 1988 haben erste Pioniere aus Chicago den Klimawandel vorher gesehen, das Weingut Nyetimber in England gegründet und typische Champagnertrauben aufgestockt. Es handelt sich um Chardonnay, Meuneir und Pinot Noir. Im Jahr 1992 wurden die ersten Schaumweine eingekeltert, die seitdem zu den besten weltweit gehören.

Heute sind in England bereits 2000 Hektar aufgestockt, die Hälfte wird für Weine, die andere für Schaumweine verwendet. Wegen dem milderen Klima haben die Weine und Schaumweine mehr Säure, sind fruchtiger und bieten das gewisse Extra. Dabei werden die Flaschen für guten Schaumwein noch im Weinregal gedreht, damit das kostbare Trinkgut reifen kann. Werden die Flaschen in den Weinregalen für die Flaschengärung regelmäßig gewendet, dann ist das natürlich mehr Arbeit, als wenn alles im computergesteuerten Edelstahltank reift und als Wein vertrieben wird. Guter Schaumwein wie der Champagner waren aber schon immer exklusiver, als normaler Wein.

Empfehlungen vom Weingut Nyetimber wären „Brut Classic Cuvée 2009“ mit herben Grundton. „Brut Blanc de Blancs 2009“ entspringt dem Chardonnay und bietet das, was ein typischer Champagner mitbringen soll. Wegen der Namensrechte darf er sich jedoch nicht so nennen. Der „Brut Rosé Non Vintage“ lässt Erdbeernoten für sich sprechen. Wer bereits seit Jahren guten Champagner aus seinem Weinregal zieht und damit bewerten kann, der kann sich zum Vergleich ausgesuchte Schaumweine aus England einlagern, um selber zu prüfen, ob die Zukunft vom europäischen Schaumwein noch in der Champagne oder in Südengland liegt.

Quelle:
https://www.blick.ch/life/essen/fuer-sie-degustiert-champagner-und-co-nun-kommen-die-schaeumer-aus-england-id7672309.html

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