Noch kann Federweißer bestellt werden
Der Federweißer ist Traubensaft, der sich in der Gärung befindet und damit nicht lagerfähig ist. Die Gärung ist immerhin ein fortschreitender Prozess, mit dessem Stillstand es nicht mehr ein Federweißer, sondern ein Jungwein ist. Damit kann der Federweißer oder auch Federroter nicht in dichten Behältnissen gelagert oder transportiert werden. Mit der Gärung entsteht ständig CO², welches austreten muss, damit das Behältnis nicht platzt. Dabei darf aber kein Sauerstoff eintreten, ein offenes Behältnis ginge also nicht. Es muss deswegen ein spezieller Verschluss gewählt werden.
Weiterhin wird der Federweißer mit jedem neuen Tag von anderem Charakter sein. Zuerst ist es noch ein Traubensaft mit ein klein wenig Alkohol. Mit jedem Tag wird mehr Fruchtzucker zu Alkohol gewandelt, womit der Geschmack immer herber wird. Das Getränk ist im Übrigen nicht filtriert und damit trüb. Durch das Ausgasen entsteht perlender Effekt im Glas oder auf der Zunge.
Wer den Federweißer noch nicht kennt, der muss entweder schnell sein, oder zehn Monate warten. Die Saison läuft immer von Anfang September bis Ende Oktober. Im September sind die frühreifen, im Oktober die spätreifen Rebsorten als Federweißer erhältlich. In Deutschland stammt rund die Hälfte der Federweißer-Produktion aus der Pfalz. Wer ein paar Flaschen erstehen kann, der kann diese nicht wie einen Wein in das Weinregal legen und den passenden Moment abwarten. Erstens dürfen die Flaschen nicht gelegt werden, da sonst das CO² nicht durch den speziellen Verschluss entweichen könnte. Zum anderen geht es um Tage, die dieses Getränk ein Federweißer bleibt, da es sich sonst um einen Jungwein handelt.
Beim Genuss ist der Federweißer anders als ein Wein, da gerade das junge Stadium wie Traubensaft schmeckt und viele den enthaltenen Alkohol entweder erst später, oder sogar gar nicht bemerken. Dieser ist jedoch enthalten und tut auch seine Wirkung. Diese ist jedoch versteckter und damit trinken viele auch ein oder zwei Viertel zu viel. Je reifer, um so herber und gehaltvoller ist der Federweißer, der im jungen Stadium auch gegen den Durst getrunken werden könnte.
Werden die Beeren zum Wein gekeltert, dann dauert das gerade bei einigen roten Rebsorten seine Zeit, bis der Wein trinkfertig ist. Wer als Hersteller oder auch Verbraucher keine gut gefüllten Weinregale oder gar ein paar Barriquefässer aus solidem Holz für den rustikalen Wein im Keller lagert, der freut sich ungemein, wenn er nicht erst die Gärung und Reifung vom neuen Wein abwarten muss. Dank dem Federweißer kann mit dem neuen Jahrgang bereits ein paar Wochen früher angestoßen werden. Ist die Zeit vom Federweißer vorbei, dann sind ersten Weine bereits gereift und können den Durst zum Abend stillen, ohne auf vorherige Jahrgänge ausweichen zu müssen. Der Federweißer ist zumindest ein Erlebnis für sich, das immer mehr Fans und damit immer größere Nachfrage findet.