Nicht mehr Öchslegrade, sondern Herkunftsbezeichnungen
Mit dem internationalen Handel sollen Weine aus Europa nicht allein für den europäischen Markt für die Weinkunden verständlicher werden. In Deutschland waren bislang vor allem die in den Weinbeeren enthaltenen Öchsle ein Gradmesser für die Qualität, die ein Wein erreichen kann. Je mehr Zucker im Traubenmost vorhanden ist, um so hochwertiger kann der daraus entstehende Wein werden, so die schlüssige Logik. In anderen Ländern der EU, vor allem im Weinland Frankreich, wird der Wein jedoch an seiner Herkunft gemessen. Jede Weinbauregion und sogar einzelne Lagen in diesen haben ihre eigenen Qualitäten. Zugleich haben die Weinregionen ihre eigene und häufig historisch gewachsene Weinkultur. Der Weinkenner hat also bereits eine Erwartungshaltung zum Wein aus dem Burgund oder aus Bordeaux. Genauso hat auch jedes der 13 deutschen Weingebiete seinen eigenen Charakter.
Noch werden die gängigen Klassifizierungen auf den Weinflaschen abgedruckt. Diese sollen jedoch um die Kürzel g.U. für „mit geschütztem Ursprung“ oder g.g.A. für „mit geschützter geografischer Lage“ ergänzt werden. Damit ein Wein g.U. erreicht, muss er in der Region erzeugt, verarbeitet und produziert werden. Für g.g.A. muss nur eines der drei Kriterien erfüllt werden. Damit ist die Bezeichnung g.U. höherwertig, da der Wein immerhin aus der Region stammt und in dieser nach den dort gängigen Methoden verarbeitet wurde. Der Winzer muss also nur noch die geografische Lage und weitere notwendige oder freiwillige Angaben zum Wein auf das Etikett abdrucken lassen.
Bereits vor zehn Jahren hat die EU eine Vorgabe zu diesen Kürzeln gemacht, die in den Weinregionen umgesetzt werden soll. Die meisten deutschen Weinregionen haben bereits „Schutzgemeinschaften“, die dieses Vorhaben kontrollieren, koordinieren und damit umsetzen. Die Erzeuger können selber festlegen, wie der Wein aus ihrer Region sein soll. Damit kann jede Weinregion ihren Charakter ausprägen und ihre Kennzeichnungen schützen lassen, mit denen die Kunden einen Wiedererkennungswert haben und Etikettenschwindel geahndet werden könnte.
Der Fränkische Weinbauverband firmiert direkt zum ersten deutschen Branchenverband für Wein um, es müssen nur noch einige Formalitäten erledigt werden. Der Branchenverband kann nicht allein die Funktion der Schutzgemeinschaft übernehmen. Er kann zugleich für die vertretenen Winzer und Weinhändler Marketingkampagnen auf den Weg bringen und den deutschen Wein auf sehr vielfältige Weise unterstützen.
Es wird sogar davon gesprochen, dass der deutsche Wein sich in einem Wandel befindet. Die Konkurrenz schläft nicht und viele deutsche Weinkenner ziehen gerne mal Importware aus ihrem Weinregal. Nur der Export kann den Ausgleich dazu schaffen. Auch ausländische Weintrinker wollen einmal Weine aus anderen Ländern genießen. Die einheitliche Kennzeichnung macht es ihnen leichter, die richtigen Flaschen aus den Weinregalen zu wählen. Ob in den USA oder in China, wenn g.U. und g.g.A. für ganz Europa gelten, dann vereinfacht dieses die gezielte Auswahl.
Wird der Wein nach seiner Herkunft klassifiziert, dann kann es einen netten Nebeneffekt geben: Die Winzer innerhalb einer Region werden einander auf die Finger schauen, damit ihre Weinlage wirklich eine Qualität mitbringt, die nicht lange im Weinregal des Händlers liegen bleibt.
Quelle: https://www.br.de/nachrichten/bayern/neue-gueteklassen-fuer-fraenkische-weine-verwirren-konsumenten,RNIqz9s