Nicht nur für den Bioanbau
Ob Land- oder Viehwirte, es kommt auf Leistung an, die eine natürliche Vorgehensweise nicht bringt. Es braucht Kunstdünger, Spritzmittel oder Futterzusätze, die für Umwelt und den Menschen in den eingesetzten Mengen nicht gerade unbedenklich sind. Der Bioanbau will davon abkommen, Bio ist auch unter Winzern, Kellermeistern oder Weinkennern ein aufkommender Begriff. Wieso können Biobauern denn auf die schlimmsten Sünden der Land- und Viehwirtschaft verzichten? Zum einen wird die Messlatte an die quantitative Leistung etwas niedriger angesetzt. Zum anderen wird auch anders gewirtschaftet. Wenn eine Zuchtsorte nicht robust gegen Krankheiten und Schädlingen ist, dann wird eben eine andere verwendet. Wer als Winzer oder Hobbygärtner Rebsorten wünscht, die gegen Pilzerkrankungen beständig sind, der soll sich die Abkürzung „PIWI“ gut einprägen. Es handelt sich im Weinbau um Pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die in vielen anfälligen Anbauregionen große Mengen Spritzmittel einsparen und die Erträge sichern können. PIWI Rebsorten müssen im Ertrag immerhin nicht schlechter als andere Rebsorten sein.
Warum ist vielen der PIWI Wein ein unliebsamer Begriff? Rebsorten, die gegen Pilzerkrankungen resistent sind, hatten zur anderen Seite einst häufig geschmackliche Defizite. Es trat die sogenannte Fuchsnote auf, die Jäger an den Geruch von einem nassen Fuchs erinnert und auch nicht besser schmeckt. PIWI Wein hatte einfach nicht die Klasse, um gegen andere Weine im Vergleich zu bestehen. PIWI International ist ein Verein und gewiss nicht der einzige Akteur in Weinkreisen, der gezielt an PIWI Rebsorten weiter arbeitet. Kinderkrankheiten sollen durch gezielte Selektion und Sortenpflege überwunden werden – bisherige Leistungen sind enorm. Heutige PIWI Weine können gegen andere Rebsorten bestehen und erfreuen selbst Weinkenner. Das Unterfangen wird natürlich durch den Bio-Trend angetrieben. Biokunden sind es immerhin gewohnt, bei einigen Produkten ein paar Abstriche zu machen, Biowinzer haben einen Absatz und können bestehen. Damit können sie zugleich an ihren Rebsorten arbeiten, um die Kinderkrankheiten hinter sich zu lassen.
Derzeitige Rebsorten, die PIWI International auf seiner Website beschreibt, sind die roten Rebsorten Regent, Baron, Reberger, und Muscat Bleu. Als weiße Rebsorten werden Cabernet Blanc, Cal 6-04, Felicia und Villaris geschildert. Der Verein aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Ungarn, Italien, Tschechien und anderen Ländern hat Rebschulen als Mitglieder und ist damit Ansprechpartner bei der Beschaffung der PIWI Weinstöcke. Der Weinkenner kann beim Weinkauf auf diese Rebsorten achten oder sich für den heimischen Garten möglicherweise auch eigene Rebstöcke bestellen. Vielfach haben Hobbygärtner mit ihrem Wein das Problem, dass sie diesen nur beschneiden, nicht aber spritzen und damit häufig durch Weinkrankheiten geplagt werden. Wer direkt robuste Rebstöcke setzt, hat von Vornherein weniger Probleme. Für frostige Gegenden wäre noch eine Sorte zu wählen, die im kalten Winter durch kommt.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, der kann auf der Website von PIWI International einige Winzer finden, die mit Pilzresistenten Rebsorten arbeiten. Die ein oder andere Flasche zum Probieren kann im eigenen Weinregal nicht schaden – jeder kann sich sein eigenes Bild von PIWI Weinen machen.
Quelle: https://www.piwi-international.de/
http://www.fr.de/wissen/gesundheit/ernaehrung/widerstaendig-gegen-pilze-neue-rebsorten-auf-dem-markt-a-1470069