Bordeauxartige Rotweine aus Italien
Geht es um exklusive und zugleich teure Weine, dann ist Bordeaux die teure Weinregion, die seit langem einen weltweiten Spitzenstatus hält. Auch in anderen Weinbauregionen wird sehr guter Wein ausgebaut, der preislich jedoch meist sehr weit abgeschlagen ist. Wer würde schon tausende Euro für eine Flasche italienischen Wein bezahlen? Warum nicht direkt einen richtigen Edelwein aus Bordeaux erstehen?
Dennoch kann Italien mit bordeauxartigen Weinen auftrumpfen. Der teuerste dieser Weine ist der „Masseto“ aus der Toskana. Eine Flasche kann über 500 Euro kosten, es werden pro Jahr rund 30.000 produziert. Es handelt sich um einen reinen Merlot, dessen Produktionsmenge sich nicht steigern lässt. Angebaut wird dieser Merlot am „Masseto-Hang“ am großen Weinberg in Bolheri. Der Hang ist nur ca. 7 Hektar groß und eine Besonderheit. In der Erdgeschichte war dieser Fleck Erde einmal Küstenmarschland. Inzwischen befindet sich der Hang auf ca. 120 Metern Meereshöhe und hat aufgrund der erdgeschichtlichen Verschiebungen einen einmaligen Boden.
Es ist lockerer Boden mit Lehm, Kieseln und Sand. Der Hang unterteilt sich in drei getrennt reifende Ebenen. In der oberen Ebene ist es steiniger, der Wein ist geradliniger. In der Mitte kommt der entscheidende Lehm aus dem Erdzeitalter Pliozän voll zur Geltung und gibt dem Wein seine kräftigen Tannine. In der unteren Ebene ist es eher sandig mit einem etwas anderen Lehmgemisch. Die Weine werden leichter und können eine kräftige Tanninnote ausgleichen.
Die Trauben der drei Ebenen werden für sich geerntet und getrennt zueinander verarbeitet. Die Beeren werden in Edelstahltanks temperaturkontrolliert vergoren. Dann dürfen die Grundweine in Barriques reifen. Es werden immer frische Barriques verwendet, damit das Holz voll zur Geltung kommt. Es ist Eichenholz bester Qualität aus dem französischen Zentralmassiv. Ca. ein Jahr nach der Ernte werden die drei Grundweine aufeinander abgestimmt, um wieder in Barriques umgefüllt zu werden. Hier reifen sie weitere zwei Jahre und entnehmen das beste aus dem Holz. Der erste Jahrgang war 1986, seit 1987 wurde der Name von „Merlot“ in „Masseto“ geändert. Jede originale Flasche wird durch einen RFID Etikett kenntlich gemacht, ein Masseto kann damit nicht gefälscht werden.
Wer ein paar Flaschen Masseto in seinen Weinregalen lagert, der kann geduldig sein. Der Jahrgang 2013 ist jetzt in 2018 trinkreif, kann jedoch bis 2035 gelagert werden. Wer nicht mehr so lange mit seinem Geschmackserlebnis warten kann, der soll es dennoch nicht überstürzen, sondern das erste Glas genau studieren. Einige Jahrgänge lässt der Kenner besser erst 30 Minuten im Glas atmen, um dann das wahre Potenzial vom Masseto zu genießen. Es ist und bleibt ein Wein für Liebhaber, die zugleich mit über 500 Euro pro Flasche in anderen Dimensionen genießen können. Kenner erklären, dass die älteren Jahrgänge nicht automatisch die besseren sind. Zum einen gewinnen Rebstöcke mit jedem Jahr. Zum anderen musste auch das Weingut Ornellaia erst lernen, das Maximum aus dem erstmals aufgestockten Merlot heraus zu kitzeln.
Quelle:
http://www.weinkenner.de/2018/masseto-vertikale-einmal-himmel-und-zurueck-43790/
https://de.wikipedia.org/wiki/Masseto