Thomas Hertlein, bekannt als der „Weinheilige“, macht es vor
In einem Wirtshaus gibt es deftiges Essen, damit auch der Arbeiter von der Baustelle satt werden kann. Hier gibt es zudem auch Bier vom Fass, womit es bei einigen Gesprächsthemen zu später Abendstunde gut ist, wenn man sich am nächsten Tag nicht mehr an alles erinnert. In einem Wirtshaus kehren ganz normale Bürger ein, die für ihr Geld noch etwas auf dem Teller und im Glas sehen wollen, so könnte man es umschreiben. Aber wer hätte schon mal von einem Weinwirtshaus gehört? Durchaus gehört es sich für ein Wirtshaus, dass auch ein Wein serviert werden kann, das typische Getränk bliebe jedoch das Bier. Thomas Hertlein eröffnet nach einer dreijährigen Auszeit das „Weinwirtshaus zum Schönfärber“ zentral im Münchner Westend, nur 50 bis 100 Meter nördlich der U-Bahnstation Schwanthalerhöhe.
Wer mit dem „Weinheiligen“ noch nichts in Verbindung bringt und meint, er würde in ein billiges Ambiente eintreten, der irrt gewaltig. Es sind immerhin die Weinliebhaber, die sich in Stil und Klasse von den Biertrinkern abheben. So muss das Weinwirtshaus elegant erscheinen und auch die feineren Herrschaften zufrieden stellen. Dennoch sollen es sich auch Normalverdiener leisten können, hier einzukehren. Es ist ein zweischneidiges Schwert, Thomas Hertlein löst es auf seine Art und Weise. Er möchte gerade bei der Speisekarte im bezahlbaren Rahmen bleiben, bei den Weinen wird jedoch Klasse vorausgesetzt, sowie es hier bei einigen Tropfen auch ins Geld geht. Es sollen gute, sowie internationale Weine zu erschwinglichen Preisen ausgeschenkt werden. Die Weinkarte soll bewusst überschaubar bleiben, wobei es viele weitere gute Weine auf Anfrage gibt. Wer erklärt, was er sich vorstellt, wird gewiss nicht enttäuscht werden.
Es ist also nicht nur eine Marketingstrategie, das „Weinwirtshaus zum Schönfärber“ als Weinwirtshaus zu bezeichnen. Der Kunde steht wirklichen Weinkennern gegenüber, die ihre Leidenschaft auch beruflich ausleben. Dabei wird jedoch nicht ein altes und verstaubtes Publikum angesprochen, da immerhin im roten Weinverkostungsraum das Musikprogramm eher die „Junggebliebenen“ anspricht. Der grüne Raum dient der Verköstigung, Sitzplätze gibt es nur, wenn etwas Essbares bestellt wird.
Wie man es von Weinliebhabern gewohnt ist, bringen sie Klasse mit, so auch im Weinwirtshaus zum Schönfärber. Thomas Hertlein möchte hier mit weniger Stress dem Gastronomiegewerbe wieder nachkommen und setzt seien persönliche Messlatte weit niedriger als bei seinem einstigen Lokal „Blaue Donau“ an. Ob die Idee vom Weinwirtshaus wirklich eine neue Geschäftsidee ist? Möglich wäre es aus verschiedenen Gründen: Es gibt einfach sehr viele Menschen, die gerne in angemessener Atmosphäre einen guten Wein trinken und auch ein paar Euro dafür bezahlen. Dann gibt es die anderen, die eben nicht in einer „Fußballkneipe“ zu später Stunde ihre Zeit verbringen wollen und deswegen lieber in einem Weinwirtshaus mit etwas anderer Atmosphäre wären. Gutes Essen und guter Wein passen in jedem Fall zusammen und ziehen damit auch bereits viele Gäste.
Quelle:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/weinwirtshaus-zum-schoenfaerber-ein-ganz-normales-wirtshaus-nur-eben-fuer-weintrinker-1.3758091