Weniger, aber größere Winzer
Die Herstellung von Wein ist ein landwirtschaftlicher Zweig, der mit wenig Fläche dennoch eine Familie ernähren kann. Denn wer als Winzer weniger Fläche hat, der gibt sich mehr Mühe und wählt andere Vermarktungswege. Dennoch werden die Weinberge immer größer und Barrique Fässer aus kostspieligem Holz durch Edelstahltanks verdrängt. Masse mit etwas Klasse reicht den meisten Weinkunden bereits. Damit werden für das Jahr 2016 durch die Europäische Kommission nur noch 450.000 spezialisierte Winzer in der EU gezählt, ein Rückgang um 22% im Vergleich zum Jahr 2005. In Deutschland zeichnet sich dieses Winzersterben mit einem Rückgang um 38% noch deutlicher ab.
Während in Deutschland die Weinbauflächen um 2% anwuchsen, waren es immer weniger Winzer, die Wein anbauen und ausbauen. Von 2012 zu 2016 ist der Anteil der Winzer mit unter 5 ha von 70 auf 64% gesunken. Nur 1% der Winzer kommt auf über 100 ha und damit 17% der Anbaufläche für Wein. Aber die Hälfte der Winzer hat mit weniger als jeweils 2 ha flächenmäßig nur rund 4% der Weinhänge.
Gute Ausbildungen und moderne Technik ermöglichen heutigen Winzern, einen relativ hochwertigen Massenwein zu erzeugen. Genau dieser ist den meisten Weinkunden lieber, da er billiger und geschmacklich meistens akzeptabel ist. Dennoch bleibt es ein Unterschied, ob der Kellermeister die Trauben verschiedener Weinhänge in riesigen Edelstahltanks mischt, um einen Einheitsgeschmack zu erhalten, oder der kleine Winzer aus seinen Rebstöcken die besonderen Qualitäten aus dem Boden kitzelt.
Einen Supermarktwein kauft der Weinkunde, um ihn bei Bedarf zu trinken. Vom Wein eines Kleinerzeugers kauft man nach dem Probieren häufig ein paar Kisten, um sie im Weinregal für besondere Momente griffbereit zu haben. Auch beim Präsentieren von Wein macht es einen Unterschied, ob noch ein paar Sätze zum Erzeuger und dessen Weinberg gesagt werden, oder es einfach ein gewöhnlicher Wein aus den Supermarkt Weinregalen ist. Wein ist immerhin Kultur, der Anbau von Wein ebenfalls und dieses Kulturgut bewahren kleine Winzer und kundige Weinhändler besser, als Produzenten und Händler von Massenware.
Wein wird auch internationaler. Die EU exportiert derzeit deutlich mehr Wein, als sie importiert. Es könnte auf den Import verzichtet werden, um kürzere und damit ökologischere Transportwege zu haben? Die Weinkunden sehen das anders und kaufen Wein aus Südafrika, Argentinien, Australien, Kanada oder den USA, da das mal etwas anderes ist. Die Europäische Kommission erklärt in ihrem „EU Agricultural Outlook 2018 – 2030“, dass bei eher stagnierendem Weinkonsum innerhalb der EU (eingeschlossen Großbritannien) der Weinexport bis 2030/31 zunehmen und auf 29 Mio. hl steigen wird. Derzeitig sind es weniger als 25 Mio. hl. Die Importe werden für 2030/31 auf 14,9 Mio. hl kalkuliert.
Es wird bei stagnierendem Weinkonsum innerhalb der EU also noch mehr Wein rund um die Welt geschifft, obwohl europäischer Wein genügend Abwechslung zu bieten hat, die zugleich erschwinglich ist. In jedem Fall bleibt es spannend, wie sich der chinesische Wachstumsmarkt für Wein entwickelt, denn der chinesische Weindurst könnte die Weinpreise in ungeahnte Höhen treiben.
Quelle: https://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Pflanze/