In Rheinland-Pfalz wird für deutsche Verhältnisse viel Wein angebaut, der sich zudem sehen lassen kann. Bad Dürkheim an der Weinstraße kommt auf gute 18.000 Einwohner und trägt dennoch das weltweit größte Weinfest aus, auch wenn dieses als Dürkheimer Wurstmarkt bekannt ist. Diese Veranstaltung geht vermutlich auf das Jahr 1417 zurück, 2014 wurde es zum 598ten Mal ausgetragen und konnte trotz mäßigem Wetter immerhin 640.000 Besucher anziehen. Ein so kleiner Ort kann diese Menschenmasse nicht ohne fremde Hilfe und nicht an einem Tag bewältigen. Die Festlichkeiten finden immer am zweiten und dritten Wochenende und der dazwischenliegenden Woche im September statt. Wer Menschenmassen nicht scheut und in der Region Urlaub machen möchte, sollte diesen Zeitraum in Betracht ziehen, da viele Festzelte mit Programm und Unterhaltung geboten werden. Eine Besonderheit am Dürkheimer Wurstmarkt wäre, dass er über die Jahrhunderte wirklich jedes Jahr stattfand und nicht durch Kriege, Seuchen oder andere Katastrophen aussetzen musste.
Dem Namen „Dürkheimer Wurstmarkt“ kann abgeleitet werden, dass es in den ersten Jahren nicht vordergründig um Wein ging, wie es inzwischen der Fall ist. Der Ursprung liegt in einem Wallfahrtzentrum und den damit verbundenen Möglichkeiten, Reisenden Waren zu veräußern. Es wurde ein Markt eingerichtet, da Reisende aus allen Himmelsrichtungen sich sehr gut gegenseitig Waren verkaufen können oder vor Ort versorgt werden müssen. Schriftstücke aus dem Jahr 1155 bestätigen, dass sich an dem Ort bereits ein Heiligtum befunden hat, später befand sich hier auch eine Michealskapelle, die mit der Reformation im Jahr 1601 abgerissen und erst 1990 wieder neu errichtet wurde.
Viele historische Veranstaltungen haben ihren Ursprung vor hunderten Jahren und wandelten sich lediglich mit der Zeit. Auch wenn es Dürkenheimer Wurstmarkt heißt, so geht es heute eher um ein Unterhaltungsfest mit Schwerpunkt Weinverköstigung. Für die Weinstände gibt es strikte Regeln: Sie müssen wenigstens vier Weine ausschenken. Darunter muss einer ein Riesling und einer halbtrocken oder trocken sein. Erst seit einigen Jahren etabliert es sich, dass an jedem Weinstand auch wenigstens ein Rotwein ausgeschenkt wird. Alle ausgeschenkten Weine müssen ein Weinsiegel der Deutscher Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) oder der Landwirtschaftskammer Rehinland-Pfalz aufweisen. Häufig werden die Weine in Dubbelgläsern ausgeschenkt, die einen halben Liter fassen.