Das Schmelz- und Regenwasser fest halten
Gerade die bereits trockenen und warmen Weingegenden in Italien, Frankreich, Spanien, Portugal oder auch Griechenland leiden unter dem Klimawandel, wohingegen andere Regionen sogar profitieren und für den Weinbau interessant werden.
Die hohen Temperaturen in Italien oder Spanien sind das kleinere Problem. Aber wenn das Wasser schon knapp war und noch knapper wird, dann geht das auf die Quantität und ab einem gewissen Punkt auch auf die Qualität. Ohne Wasser können die Beeren sich nicht entwickeln, bilden mehr Zucker und müssen früher gelesen werden. Der Charakter ganzer Weinbauregionen ist gefährdet, wenn der Wein schwerer wird und viele feine Geschmacksnoten verliert.
An den Temperaturen kann der Winzer wenig ändern, er kann höchstens andere Rebsorten aufstocken, die Rebstöcke weiter auseinander setzen und nur halb so hoch werden lassen. Das schont bereits die Grundwasser-Reserven. Wein bildet über die Jahre eine tiefe Wurzel und kann damit selbst Trockenphasen überstehen. Solange das Holz noch Knospen hat, kann der Weinstock im nächsten Frühjahr wieder austreiben.
Wenn der Grundwasserspiegel sinkt, wird auch das auf Dauer Weinhänge gefährden. Es gibt jedoch Techniken, mit denen die Schneeschmelze oder der Platzregen fest gehalten wird. Bei Hanglagen kann man waagerecht zum Hang alle 20 Meter mit dem Pflug eine Furche durch den Boden ziehen und diese jedes Jahr prüfen. Das würde bedeuten, dass alle 20 Meter genug Platz für den Traktor sein müsste oder man den Grabenwall anders anlegt. Geht eine ebene Fläche in Flüsse über, die meist trocken liegen, kann auch hier ein Wall das Wasser fest halten, damit es nicht abläuft.
Es geht lediglich darum, das Wasser fest zu halten, damit es die Grundwasser-Vorräte speist, wodurch alter Wein im Sommer profitiert. Genau mit dieser Technik kann aber auch der Heimgärtner profitieren, wenn er schaut, dass wertvoller Platzregen nicht oberirdisch abläuft, sondern mit einem Wall fest gehalten wird. Es hilft zudem, wenn der Boden nicht nackt und trocken liegt, da er dann nicht gut saugt. Wenn ein niedrig wurzelnder Bodendecker, der Trockenheit verträgt, den Boden beschattet, dann bringt auch das bereits etwas.
Viel Alkohol im Wein kommt den einen durchaus gelegen. Weine verlieren durch zu viel Alkohol jedoch ihr Profil. Alkohol ist wichtig, da er den Geschmack trägt. Ab einem gewissen Grad gehen jedoch viele Aromen unter. Werden Weine durch den Klimawandel schwerer, kann eine bessere „Wasserwirtschaft“ dem eventuell etwas entgegen wirken, um den Faktor „Trockenstress“ zu umgehen. Aber auch an heißen Sommertagen möchten viele keine schweren Weine aus dem Weinregal ziehen. Leichte Weine dürfen demnach generell nicht fehlen.
Es gibt letztendlich verschiedene Strategien, um trotz magerer Niederschläge dem Weinstock noch gute Beeren abzuringen. Es könnten auch, wie es bereits geschieht, neue Weinbauregionen erschlossen werden. Vielfach würden große Flächen in angestammten Weinbergen damit brach liegen. Dann doch eher den ein oder anderen schweren Wein trinken, der immerhin auch seine Qualitäten haben kann.
Quelle: https://www.delinat.com/weinlese-blog/geniales-bewaesserungskonzept/