Keiner ist allein auf der Welt
Passivrauchen ist als Begriff allgegenwärtig und bei vielen auch wegen Nichtraucherschutzgesetzen und deswegen mit regionalen Rauchverboten in Kneipen negativ behaftet. Wer raucht, der macht es nicht für sich allein, wenn er andere Personen in seine Rauchschwaden einhüllt. Gut gelüftete Raucher- und Nichtraucherbereiche sind deswegen eine logische Konsequenz. Was genau ist jedoch Passivtrinken? So viel jemand auch trinken mag, er schädigt höchstens seine eigenen Organe, nicht die seiner Mitmenschen – so die These.
Der Begriff kam vor zehn Jahren in Dänemark auf, welches von Alkohol-Touristen aus anderen skandinavischen Ländern überrannt wird. Passivtrinken umschreibt die Auswirkungen von alkoholisierten Personen auf ihr Umfeld. Ob in der Familie, am Arbeitsplatz oder im Straßenverkehr: Wer sich nicht mehr unter Kontrolle hat, belastet auch sein Umfeld. Wein ist hierbei immerhin ein Getränk, welches einen nicht so schnell wie Spirituosen aggressiv macht und kultivierter als Bier genossen wird. Dennoch muss ein Familienvater, ein Arbeitnehmer/Arbeitgeber oder auch Verkehrsteilnehmer immer eine gewisse Kontrolle bewahren. Sich ab und an zu betrinken ist nicht einmal das Problem, solange man das in einem Rahmen macht, in dem es ok ist. Wer sich mit Freunden trifft, mit dem Taxi heim kommt und direkt in sein Bett fällt, der hat nichts verkehrt gemacht. Wer sich im heimischen Wohnzimmer vor den spielenden Kindern regelmäßig derart gehen lässt, der macht es hingegen falsch.
Jeder kann sich an seine Kindheit erinnern. Trinkende Menschen werden als normal wahr genommen und irgendwann darf man mal nippen oder nutzt die Gelegenheit der bereits angebrochenen Flaschen. Das ist bereits „Passivtrinken“, wenn die minderjährigen Kinder ihre Eltern beim Trinken beobachten und mal den Rest einer Flasche leeren. Kinder aus problematischen Verhältnissen neigen deutlich häufiger dazu, selber einen problematischen Verlauf zu nehmen. Dass es leider auch alkoholbedingte Verkehrstote oder am Arbeitsplatz unproduktive Stunden und Fehlzeiten gibt, kann vermutlich noch als kleineres Problem angesehen werden.
Dürfen Eltern daheim oder in der Gegenwart ihrer Kinder keinen Alkohol trinken? Die Flasche Wein braucht nicht im Weinregal verstauben, wenn einfach auf einen verantwortungsvollen Umgang geachtet wird. Die Eltern müssen die Kontrolle behalten, ob sie ihren Alkohol selber trinken, oder ob die Kinder schon mit trinken. In einem stark alkoholisierten Zustand sollen sie sich möglichst nur begeben, wenn keine Kinder zugegen sind. Wenn richtige Trinkgelage besucht werden, sollen die Kinder anders unter kommen. Wer Nachwuchs in die Welt setzt, der muss sich seiner Verantwortung immerhin stellen, sich auch etwas beherrschen können und mal ohne Alkohol Freizeit mit den Kindern machen. Gerade schwangere Frauen sind 9 Monate lang oder auch während der Stillzeit unentschuldbar in der Pflicht.
Es kommt bei allem auf den richtigen Umgang an, damit andere Menschen nicht unter den eigenen Lastern leiden müssen. Einige gute Weine in den Weinregalen und ein paar schöne Abende mit Freunden muss sich dennoch niemand nehmen lassen.
Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article175002259/Passivtrinken-Millionen-leiden-unter-dem-Alkoholkonsum-anderer.html